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Die "Mona Lisa" von Nimrud

Der britische Archäologe M.E.L. Mallowan fand 1951 das wertvolle Nimrud-Elfenbein.


Der archäologische Fund

1949 trafen Briten zum zweiten Mal zu archäologischen Grabungen in Nimrud ein. M.E.L. Mallowan leitet dieses Mal die britische Expedition.

Mallowan konzentrierte sich zunächst auf Grabungen im sogenannten "Nord-Westpalast", der Residenz Assurnasirpals (883-859 v.Chr.) Hier fand er im April 1951 in einem 18m tiefen Brunnen des Wohntraktes NN des Palastes das sogenannte "Nimrud Elfenbein", das heute als die bedeutendsten Meisterwerke dieser Kategorie angesehen werden.

Zuerst fand man einen auffallend schönen weiblichen Kopf, der zu einem warmen Braun nachgedunkelt worden war. Wie R.D. Barnett bereits vor Mallowan Funde nachweisen konnte, handelte es sich um Schnitzereien aus Phönizien. Die weiteren Funde machten deutlich, daß es sich bei diesen Kostbarkeiten um Ornamente handelte, die Teil von Möbiliar waren, vermutlich eines Bettes. Der Frauenkopf maß 16 x 13,3 cm und wurde von den Ausgräbern zunächst "Die Frau aus dem Brunnen" genannt. Dr. Naji al Asil gab ihr dann den Namen "Mona Lisa". Sie wurde später im Neuen Museum in Bagdad der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Mallowan konnte den Fund zunächst nicht zuordnen und ließ offen, wen diese Frau darstellen sollte. Heute wissen wir, daß das Motiv zu dem bekannten Standardentwurf "Frau im Fenster" gehört. Dies ist die Darstellung von Frauen, die wirtschaftlich von Männern unabhängig waren, und zu dieser Kategorie Frau gehörten die Priesterinnen und Kurtisanen. Die große Göttin Inanna, in Babylon Ischatar genannt, war vermutlich die Schutzpatronin dieser Frauen.[ 1 ]

Die "Mona Lisa von Nimrud" war im Laufe der Zeit von ihrem Fenster getrennt worden. Ihre elegante und geschmückte Frisur trägt noch einen Hut, wie er von einer Hohenpriesterin getragen wurde.

Die "Frau am Fenster" hieß Kilili; sie war eine kleinere babylonische Gottheit, verstand sich als kultische Dirne und war ein Aspekt des Inanna/Ischtar-Kultes.

Die Schnitzereien wurden in Phönizien hergestellt, waren für den Markt in Mesopotamien bestimmt, waren aber auch in der Levante bekannt. Denn auch im Palast von Samarien fand man solch eine Schnitzerei.



Der biblische Bezug

Im 9. Jh. v.Chr. war Samarien die Hauptstadt des Nordreiches, welches sich nach der Reichsteilung neben dem Südreich konsolidiert hatte.

Einer der berühmtesten und berüchtigsten Könige des Nordreiches war Ahab (874-853 v.Chr.), der sich Isebel, eine kanaanitische/phönizische Frau zur Gattin genommen hatte. Durch sie fand der Baalskult auch im Nordreich Eingang.

Das kultische Gegenstück zum Ischtar-Kult war Astarte oder Aschera. Und Isebel verehrte die kanaanitischen Gottheiten, besonders Aschera, die weibliche Hauptgottheit in Phönizien.

Die Bibel berichtet, daß Isebel selbst 450 Propheten Baals und 400 Propheten der Aschera unterhielt.

1Könige 18,19

Wohlan, so sende nun hin und versammle zu mir ganz Israel auf den Berg Karmel und die vierhundertundfünfzig Propheten Baals, auch die vierhundert Propheten der Aschera, die vom Tisch Isebels essen.

Der Prophet Elia machte auf dem Berg Karmel kurzen Prozeß mit diesen Propheten und ließ sie alle töten, nachdem er sie der Scharlatanerie überführt hatte.

Nachdem König Ahab und etwas später auch sein Sohn Joram umgekommen waren, stand Isebel allein da. Sie war jetzt hilflos dem General Jehu ausgeliefert, der nach Jesreel kam, um auch sie für ihr gottloses Treiben zur Rechenschaft zu ziehen. Als sie von seinem Kommen erfuhr, schminkte und schmückte sie sich (!), uns sah zum Fenster hinaus. Wollte sie Jehu als Königin und Priesterin ihrer Göttin Aschera grüßen? Sie fand dann einen grausigen Tod, als sie aus dem Fenster gestürzt wurdem, zertreten und dann von den Hunden aufgefressen wurde.

2Könige 9,30ff

30 Und als Jehu nach Jesreel kam und Isebel das erfuhr, schminkte sie ihr Angesicht und schmückte ihr Haupt und schaute zum Fenster hinaus.
31 Und als Jehu unter das Tor kam, sprach sie: Geht's gut, du Simri, der seinen Herrn erschlug?
32 Und er hob sein Angesicht auf zum Fenster und sprach: Wer hält's hier mit mir? Da sahen zwei oder drei Kämmerer zu ihm heraus.
33 Er sprach: Stürzt sie hinab! Und sie stürzten Isebel hinab, sodass die Wand und die Rosse mit ihrem Blut besprengt wurden; und sie wurde zertreten.
34 Und als er hineinkam und gegessen und getrunken hatte, sprach er: Seht doch nach der Verfluchten und begrabt sie; denn sie ist eines Königs Tochter!
35 Als sie aber hingingen, um sie zu begraben, fanden sie nichts von ihr als den Schädel und die Füße und ihre Hände.

Isebels Name stand später für die Bezeichnung einer absolut verkommenen Frau. So war auch die Gottheit Kilili entartet und wurde zur Prostituierten, die sich selbst am Fenster anbot.




Nimrud - die Ausgrabungsareale

Quellen

Seton Lloyd: Die Archäologie Mesopotamiens, München: C.H. Beck, 1981 mit einer Abbildung der "Mona Lisa"

M.E.L. Mallowan: The Mona Lisa of Nimrud, IRAQ, Vol 25, Nr. 1 (Spring 1963) S. 1-5 (British Institut for the Studies in Iraq)

Goddess, Whore, or Both? Kilili, the "Woman at the Window" © Johanna Stuckey



Weitere Infos

Grafik der Mona Lisa von Nimrud © www.flickr.com

Illustrations of Artifacts from Iraq: Present, Missing or Stolen © eca.state.gov (Mona Lisa und andere Grafiken aus Assyrien)



Fussnoten

[ 1 ] Dr. Johanna Stuckey erteilte freundlicherweise die Genehmigung, Passagen aus ihrem Artikel für dieses Dokument übersetzen zu dürfen: Goddess, Whore, or Both? Kilili, the "Woman at the Window" Matrifocus, Cross Quarterly for the Goddess Women, Imbolc 2007, Vol 6-2



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Ins Netz gesetzt am 25.05.2010; letzte Änderung: 04.05.2019
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