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Die Tontafeln von Ninive

Sir Austen Henry Layard (1817-1894)
und seine archäologischen Funde in Ninive.



Layards Rückkehr nach Mossul - 1849

Nachdem Henry Layard 1845 in Nimrud die Königsstadt des Assurnasirpal II. (883-859 v.Chr. [Veenhof]) entdeckt hatte, und nach 18 monatiger Arbeit nach London zurückgereist war, kehrte er 1849 wieder nach Mossul zurück.

Ungeachtet der früheren Mißerfolge Bottas, begann er jetzt ernsthaft in den Hügeln von Ninive zu graben, wo er weitere Skulpturen zu finden hoffte. Und er behielt recht.



Der erste Fund in Ninive: Sanheribs Palast (705-681 v.Chr.)

In den Jahren 1849 bis 1851 legte er auf dem Hügel Kujundschik mit seinem einheimischen Assistenten Hormuzd Rassam mehrere Räume frei, deren Reliefwände insgesamt an die drei Kilometer lang waren. Es handelte sich um Zimmer des Palastes, der dem assyrischen König Sanherib (705-681 v.Chr.) gehört hatte. Auf den Reliefs waren unter anderem auch die berühmten Bilder von seinem Sieg bei Lachisch zu sehen (heute ausgestellt im Britischen Museum in London).

Ninive

Ninive war die letzte Hauptstadt des Assyrerreiches, auf dem Ostufer des Tigris gegenüber dem heutigen Mossul. Die Stadt wurde vermutlich im 3. Jt. v.Chr. gegründet. Während der Herrschaft Sargons II. wurde sie eine der Hauptstädte des Assyrerreiches, und die einzige unter Sanherib.

Die Stadtmauer um Sanheribs Palastanlage war rund 5 km lang und besaß nach der Beschreibung des Königs 15 Tore. Sanherib umgab die innere Mauer mit einer äußeren, die »hoch wie ein Berg« war. Die ganze Stadt war von Gärten umgeben, die durch ein raffiniertes Kanalsystem bewässert wurden, welche ihr Wasser aus den angrenzenden Flüssen bekamen.

Die Stadt hatte etwa 120.000 Einwohner.

Auch Sanheribs Nachfolger Assarhaddon und Assurbanipal vermehrten mit großartigen Palästen die Pracht Ninives.

Assurbanipal ließ den Nordpalast gänzlich neu gestalten. Er ließ großflächige Reliefs mit anbringen, die Kriegszenen und Jagderlebnisse festhielten.

Die assyrischen Quellen verraten nicht, wie die Stadt schließlich zerstört wurde. Der antike Historiker Diodor berichtet, daß der Skythe Arbaces Ninive zwei Jahre lang belagerte, ohne es erobern zu können; doch im dritten Jahr stieg das Flußwasser und zerstörte die Befestigungsanlagen; der König und sein Gefolge begingen Selbstmord und die Stadt fiel in die Hände der Skythen.

Nach der Chronik des babylonische Königs Nabopolassar zerstörten die vereinten Streitkräfte der Chaldäer (Ur) und Meder (Medien) Ninive 612 v. Chr.

In der Bibel hat der Prophet Zefanja die Zerstörung der Stadt anschaulich beschrieben (Zefanja 2,13-15).


Der zweite Fund in Ninive: Assurbanipals Palastbibliothek (668-626 v. Chr.)

Zur sensationellsten Entdeckung kam es, als Layard auch an einer anderen Stelle grub auf dem Hügel von Kujundschik grub. Hier fand er Teile eines weiteren Palastes, und zwar den größten von Ninive, den des assyrischen Königs Assurbanipal. Dieser war einst der Herrscher über das größte assyrischen Reich gewesen und regierte von 668-626 v. Chr.

Die Krönung seines Ruhmes erfuhr dann Layard als er sogar einen Teil die Palastbibliothek Assurbanipals fand. In einer Kammer lagen ca. 22.000 von kleinen Tontafeln mit Keilschrift. Unter ihnen befand sich sogar den Bücherkatalog, der den gesamten Bestand der Bibliothek aufführte. Obwohl auch die Skulpturen von großer Bedeutung waren, lieferten doch erst diese Dokumente wirklich wesentliche Informationen über die assyrische Geschichte, Religion und Gesellschaft. Alle Funde wurden nach England ins Britische Museum gebracht.

Layard beendete 1851 seine Grabungsarbeiten. Er wurde später Politiker, Diplomat und Kunstsammler.


Weitere Funde in Ninive durch Hormuzd Rassam

In Assyrien und Babylonien setzte jetzt eine regelrechte Jagd nach Schaustücken für die Vitrinen der Museen ein. Vor allem Hormuzd Rassam hatte weiter in Ninive Erfolg.

Er fand dort auf Anhieb den ganzen Palast des Assyrerkönigs Assurbanipal und weitere Teile der einzigartigen Bibliothek (Layard hatte bereits den ersten Teil der Bibliothek gefunden). Aus seinem Palast stammen zahlreiche Lehmtafeln, aber auch die wunderbaren Szenen der königlichen Jagd auf Löwen und andere wilde Tiere, die heute so berühmt sind.

Wegen des Krimkrieges (1853-56), aber auch aus anderen Gründen, kamen nun die eigentlichen Grabungsarbeiten fast zum Erliegen. Die Gelehrten arbeiteten daran, die Entdeckungen auszuwerten und darüber zu schreiben.

1872 fand George Smith, Assistent im Britischen Museum, auf einer der Lehmtafeln den Bericht über eine große Flut. Diese Geschichte erinnerte sehr an die Sintflut im 1. Buch Mose. Smiths Entdeckung verursachte großes Aufsehen, und eine große Tageszeitung "The Daily Telegraph" stellte das Geld für neue Ausgrabungen in Ninive zur Verfügung.

Jetzt begannen noch andere französische Gelehrte, in Babylon zu graben. Sie legten Überreste der sumerischen Kultur aus der Zeit vor 2000 v. Chr. frei. In Tello fanden sie großartige Statuen eines Prinzen Gudea, der um 2100 v.Chr. regiert hatte.

Ein Team der Universität von Pennsylvanien führte 1887 Ausgrabungsarbeiten in Nippur durch, dem religiösen Zentrum der Sumerer. Dort entdeckte man Tausende von Keilschrifttafeln. Viele von ihnen enthielten Legenden und Lieder über die Gottheiten, die dort verehrt wurden.

Ende des 19. Jahrhunderts begann eine deutsche Expedition mit den Ausgrabungen in Ninive. Unter der Leitung des Architekten Robert Koldewey setzte sie im Hinblick auf die Sorgfalt bei den Grabungen und die Registrierung der Funde neue Maßstäbe.

Die Archäologie in Assyrien und Babylonien hatte sich von einer wilden, abenteuerlichen Schatzsuche zu einer wissenschaftlichen Erforschung der Vergangenheit entwickelt.



Die Grabungsort in Ninive

Die Überreste von Ninive liegen in zwei Hügeln auf den beiden Ufern des Hausr, eines Seitenarmes des Tigirs, verborgen.

Der eine Hügel ist der Kujundschik, wo die Paläste Sanheribs (südwestlich) und Assurbanipals (nordöstlich) entdeckt wurden, der andere, auf dem Südufer, ist der Nebi Yunus (»Der Prophet Jona«), wo der Palast Asarhaddons stand. Allerdings hatte auch schon Sanherib in Nebi Junus gebaut.

Diese Paläste waren außergewöhnlich groß und auf erhöhten Terrassen von rund 23 m Höhe erbaut. An den Toren standen geflügelte Löwen mit menschlichen Gesichtern. Die Mauern waren mit Alabaster u.a. verkleidet und zeigten auf Reliefs die Kriegszüge assyrischen Könige und ihre Jagdexpeditionen, ferner mythologische u.a. Szenen.

Die große Bibliothek Assurbanipals, die 22.000 Tontafeln enthält, die sich mit historischen, literarischen und religiösen Themen (u.a. mit Magie) befassen, wurde im Kujundschik gefunden.

In Sanheribs Palast wurde das Reliefbild mit der Darstellung der Belagerung und Eroberung von Lachisch entdeckt.
Ninive - seine Stadmauer und Tore





Quellen

Alan Millard: Schätze aus biblischer Zeit, Brunnen-Verlag, 1986, ISBN 3-7655-5762-5 (vergriffen)

Hans Einsle: Das Abenteuer der biblischen Forschung, Gütersloh: Prisma-Verlag, 1979, ISBN 3-570-09805-2 (vergriffen)

Werner Keller: Und die Bibel hat doch recht, Düsseldorf: Econ-Verlag, 1955

Robert Silverberg: Paläste unterm Wüstensand - Henry Austen Layard findet Ninive, Stuttgart: Hoch-Verlag, 1964, 238 S., ISBN 377790127X (vergriffen)

Artikel: "Nimrud - die Königsstadt Assyriens" in »Welt und Umwelt der Bibel«, Verlag Katholische Bibelwerk, Nr. 1/1997, "Drehscheibe des Orients - DAMASKUS", S. 59

Einige Reliefabbildungen finden Sie im "Großen Bildführer zur Bibel", Giessen: Brunnen Verlag, 1987, S. 77-83 (vergriffen)

Die Karten von Ninive finden Sie im "Das große Bibellexikon", Band 2, (Stichwort: NINIVE) Wuppertal: R. Brockhaus-Verlag, 1987



Literatur

LAYARD, Austen Henry: Niniveh und Babylon – Nebst Beschreibung seiner Reisen in Armenien, Kurdistan und der Wüste, übersetzt von Theodor Zenker, Leipzig 1856. (Original: Niniveh and its remains. With an Account of a Visit to the Chaldean Christians and Kurdistan, and the Yezidis, or Devil-worshippers, and an Equiry into the Painters and Arts of the Ancient Assyrians, Vol. 1-2, London 1848-49).

LAYARD, Austen Henry: Auf der Suche nach Ninive, herausgegeben von Hartmut Schmökel, München 1965.



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Ins Netz gesetzt am 16.1.2004; letzte Änderung: am 11.04.2013
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