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Die Ausgrabungen in Ur - Archäologische Funde

Der britische Archäologe Charles Leonard Woolley entdeckt 1923 die Königsgräber in Ur


Grafik: Lage der Stadt »Ur« im heutigen Irak


Interesse an einem alten Hügel (1915)

Während des Ersten Weltkrieges kampierte im Jahr 1915 ein britischer Trupp auf dem Weg nach Bagdad in der Nähe eines alten Bauwerkes. Unter den Offizieren der Truppe befand sich R. Campbell Thompson, der in Friedenszeiten Assistent am Britischen Museum war. Bodenuntersuchungen ließen ihn vermuten, daß es sich hier um eine alte Siedlung handeln könnte, die unter dem Wüstensand schlummerte.

Thompson informierte das Britische Museum und angeregt durch Keilschrifttexte auf alten Tonzylindern, die man von ehemaligen Ausgrabungen her gesammelt hatte, kam die Vermutung auf, daß es sich bei dem verwitterten Bauwerk um Reste des alten Ur handeln könnte.

Für den alten Tell erwachte auf einmal großes Interesse. Archäologen des Britischen Museums drängten Gelehrte des Museums der Pennsylvania Universität in Philadelphia auf neue Forschungen. 1923 konnte endlich eine amerikanisch-britische Gruppe von Archäologen aufbrechen. Die Archäologen verfügten über einen Fond, der das Umwühlen einer ganzen Landschaft ermöglichen sollte.

Leiter der Expedition war Sir Charles Leonard Woolley. Er war 43 Jahr alt. Der Brite hatte Erfahrungen gesammelt auf Forschungsreisen und Grabungen in Ägypten, Nubien und Kerkemisch und sich als begabter Archäologe erwiesen.

Woolley war 1923 erst einige Tage mit den Ausgrabungen in Ur beschäftigt, als einer seiner Männer einen kleinen Schatz an Gold und Steinperlen fand. Die Männer hatten noch keine große Erfahrung in dieser Arbeit, und Woolley befürchtete, daß der Anblick des Goldes sie zu heimlichem Graben und zu Schmuggel verleiten könnte. Er vermutete, daß an dieser Stelle noch mehr zu finden war. Deshalb unterbrach er die Ausgrabungen bis zum Jahr 1926.


Die erstaunlichen Funde in Ur (1926)

Woolley wußte nicht recht, was es mit diesem Fund auf sich hatte. Niemand hatte jemals zuvor derartige Juwelen gesehen. Ein erfahrener Archäologe war der Ansicht, sie stammten aus dem Mittelalter und seien 500 bis 600 Jahre alt. Woolley selber schätzte ihr Alter auf 2000 Jahre und meinte, daß sie aus der persischen Zeit oder aus einer noch früheren Epoche stammten.

Als Woolley 1926 die Arbeit an dieser Stelle wiederaufnahm, kam er zu erstaunlichen Ergebnissen. Die Arbeiter fanden einen Friedhof mit Hunderten von Gräbern, die über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten in einen noch älteren Schuttabladeplatz gegraben worden waren. Die meisten Grabstätten waren ziemlich einfach. Jedes Grab enthielt ein Skelett mit einigen Gefäßen, gelegentlich etwas Schmuck, einige Werkzeuge oder Waffen.

Sechzehn Grabstätten aber waren beeindruckend und prächtig. Man hatte eine neun Meter tiefe Grube von elf mal fünf Metern gegraben. Um auf den Boden gelangen zu können, war eine schräg abfallende Rampe angelegt worden, die in einem Winkel der Grube endete. Auf dem Boden befand sich für die Toten eine kleine gewölbte Kammer aus Stein oder Ziegeln. Die groß angelegten Grabstätten dienten freilich nicht zur Bestattung eines einzelnen Leichnams. Zum Erstaunen der Ausgräber waren es Dutzende auf dem Boden jeder Grube. Am Fuß der Rampe lagen Skelette von Ochsen, die einmal vor einen Wagen gespannt gewesen waren. Die Zügel waren vermodert, aber manche hatte man durch Perlen gezogen, die noch genau dort lagen, wo einst die Zügel verlaufen waren.

Neben den Skeletten der Ochsen lagen die von Menschen, die Woolley als die Hüter der Ochsen identifizierte. Andere hielt er für Wachpersonal, das mit Speer und Helm bewaffnet am Fuß der Rampe stand. Noch zahlreicher waren die Skelette von Hofbediensteten. Die Musiker hatten Harfen und Leiern, die Damen trugen einen herrlichen Kopfputz aus goldenen und Silbernen Blumen und Blättern.

Sämtliche Skelette lagen ordentlich nebeneinander. Woolley zog daraus den Schluß, daß die Leute die Rampe hinuntergegangen waren, sieh niedergelegt und aus einer kleinen Tasse Gift getrunken hatten. (Einige der "hassen lagen neben den Leichen.) Leichenbestatter hatten dann den Ort hergerichtet, die Ochsen, von denen manche auf ihren Hütern lagen, getötet, und waren gegangen.

In einer feierlichen Zeremonie, wobei zahlreiche Opfer dargebracht wurden, war der Schacht dann wieder mit Erde aufgefüllt worden.

In früherer Zeit hatten Räuber schon unterirdische Gänge zu den Gräbern angelegt und die Hauptgräber geplündert. Trotzdem blieb für Woolleys Männer noch mehr als genug zurück. Aus diesen Funden nun wurde klar ersichtlich, daß es sieh um Königsgräber handelte. Ein König sollte all das mit ins Grab nehmen, woran er sich zu seinen Lebzeiten erfreut hatte. Auch seine Diener mußten ihm ins Grab folgen. Vermutlich galt es sogar als Ehr,e wenn man dazu auserwählt wurde.

Der Zerfallsprozeß hatte die Gewänder, die Korbwaren, das Leder und die Holzwaren zerstört. Mit hervorragenden Hilfsmethoden gelang es Woolley dennoch sehr häufig, Überreste von zerfallenem Holz zu erhalten oder wenigstens zu beschreiben. Wenn seine Arbeiter auf ein Loch im Boden stießen, schüttete er Gips hinein. War der Gips getrocknet, wurde die Erde vorsichtig entfernt, um festzustellen, was sieh dort befunden hatte. Auf diese Weise konnte man die Umrisse von Harfen und Leiern, Speerschäften und vielen anderen Hölzernen Gegenständen erhalten.

Durch Woolleys Können und seine scharfe Beobachtungsgabe hat man über die Kultur in Ur um 2500 v.Chr. mehr erfahren, als über die Kultur irgendeiner anderen babylonischen Stadt jener Zeit.

Woolley gilt als einer der ersten "modernen" Archäologen. Während seine Vorgänger Paul Émile Botta, Austen Henry Layard und Hormuzd Rassam den Ehrgeiz hatten, in möglichst kurzer Zeit möglichst spektakuläre Funde ans Tageslicht zu holen, ging es ihm um präzise Erfassung der Fundlage, um möglichst genaue und viele Informationen zu gewinnen.

Er verwendete viel Zeit darauf, sein einheimisches Personal zu schulen, wie man schürft, ohne Fundstücke zu verschieben, wie man aus Mänteln rasch ein Dach errichtet, wenn ein Sturzregen die Grabungsstätte zu verschlammen droht, wie man zerfallene Holzstäbe aus Löchern erkennt, Schilfmatten an Wellenlinien aus weißem Pulver. So ließ er erst zweitausend Gräber eins ums andere im Vorfeld des Tempelbezirkes von Ur ausheben und gewissenhaft erfassen.

Von den 16 Königsgräbern fand Woolley nur noch die Grabkammer der Königin Puabi unberührt, die mit 23 reich geschmückten Dienerinnen bestattet worden war. Die Königin selbst hatte reiche Grabbeigaben aus Gold, Lapislazuli, Achat und Karneol bei sich. König Mesilim von Kisch wurde ebenfalls in einem Grab gefunden, er trug einen papierdünnen Goldhelm und einen goldenen Dolch mit einem Knauf aus einem Lapislazuli. Das bekannteste Fundstück der Grabungen ist ein Stierkopf aus getriebenem Gold, verziert mit blauem Lapislazuli. Er saß als Verzierung auf einer Harfe.

Was uns die Funde wissen lassen

Die Königsgräber in Ur zeugen vom Reichtum dieser Stadt. Die Könige und Königinnen tranken aus goldenen und silbernen Bechern. Die Könige trugen Dolche mit goldenen Klingen, die Königinnen erlesenen Schmuck aus Gold und farbigen Steinen. Bei festlichen Anlässen lauschten sie Sängern, die mit Streichinstrumenten und Flöten begleitet wurden.

In Babylonien selber gab es keine natürlichen Vorkommen an Metallen und Edelsteinen. So etwas erhielt man durch Handel oder als Kriegsbeute aus fremden Ländern. Der blaue Lapislazuli z.B. stammt aus dem fernen Afghanistan. In manchen Gräbern lagen auch die Siegel der Verstorbenen mit ihren Namen und Titeln. Dadurch war es möglich, die Toten einer bestimmten Epoche zuzuordnen.

Neben den Königsgräbern fand Woolley einen heiligen Bezirk mit den Resten von 5 Tempeln . Außerhalb des Tempelbezirks fand man weitere Überraschungen und zwar Mauern und Wände, die die Größe des alten Ur wieder auferstehen ließen. Es wurde deutlich, wie bequem die damaligen Bürger lebten, wie großzügig die Häuser gebaut waren. Von keiner anderen Stadt im Zweistromland sind je so prächtige und komfortable Privathäuser zutage gekommen.


Ur und die Bibel

Die Schätze von Ur stehen in keiner direkten Verbindung nur Bibel. Wie viele andere, weniger spektakuläre Entdeckungen zeugen sie von der außerordentlichen Kunstfertigkeit der damaligen Handwerker. Gleichzeitig geben sie einen Hinweis auf die Glaubensvorstellungen jener Zeit - in diesem Fall weisen sie auf eine Form des Menschenopfers, das sowohl vom Judentum wie vom Christentum verabscheut wird. Die Funde stammen aus einer Zeit, die einige Jahrhunderte vor Abraham liegt. Das bedeutet, daß die Anfänge der Geschichte Israels nicht in einem primitiven, vielmehr in einem hochzivilisierten Zeitalter zu suchen sind.



Woolley entdeckt in Ur Zeugen vergangener Überflutungen

Im Jahr 1929 ging eine alarmierende Botschaft um die Welt, füllte die Schlagzeilen der großen Zeitungen, ließ Menschen aufhorchen und versetzte die Gemüter in Erregung: Der Archäologe Woolley hat unter den Hügeln von Ur die Sintflut gefunden!

Der englische Archäologe Leonhard Woolley hatte in den zwanziger Jahren in sechs großen Abschnitten das Erdreich über der Stätte angeschnitten, an der die alte sumerische Stadt Ur, die Heimat Abrahams, vermutet wurde. Was er fand, übertraf alle seine Erwartungen: Überreste mächtiger Lehmziegelmauern, Ruinen ehemals stolzer Patrizierhäuser, Reste kostbarer Einrichtungsgegenstände, Schmuck, Tonvasen, Krüge, Töpfe und Schalen.

Er grub weiter und stieß auf steinerne Gewölbe, die "Königsgräber" mit ihrem kostbaren Inhalt: Goldgefäße, goldene Ringe und goldene Blumen, Perlenschnüre von Karneol und Lapislazuli, Figuren aus Muscheln und Perlmutter, und immer wieder Silber und Gold.

Aber Woolley gab sich nicht zufrieden damit. Er grub tiefer und tiefer, legte eine Schicht nach der anderen frei. Schon deuteten seine Funde auf eine Zeit, die um das Jahr 3000 vor Christus anzusetzen war, und immer tiefer fraßen sich die Spaten seiner Arbeiter ins Erdreich, durch Schutt- und Trümmermassen hindurch. Doch mit einem Schlage hörten Schutt und Scherben auf, und sie stießen auf eine Lehmschicht, reinen, sauberen Lehm, ein, zwei, fast drei Meter dick: Die Ablagerungen einer ungeheuren Flut. Und unter dem Lehm findet er wieder, wie zuvor, Tonscherben, Trümmer, Schutt. Es kann keinen Zweifel mehr geben: Hier war er auf die stummen Zeugen einer gewaltigen Katastrophe gestoßen, hier waren riesige Wassermassen hervorgebrochen, hatten das Erdreich mit allem, was darauf lebte, überspült. Hier war eine Flut über die Erde gegangen.

Die Lehmschicht hatte ca. 2 m über dem Meeresspiegel begonnen. Sie war ca. 2,5 m dick und endete somit unter dem heutigen Meeresspiegel. Etwa 19 m hatte sich Woolley unter den Gipfel des Trümmerhaufens gegraben. Woolley glaubt zu wissen, was es mit dieser dicken, toten Lehmschicht auf sich hatte. "Was war natürlich die Sintflut!" - die Antwort seiner Frau griff er freudig auf. Woolley meinte mit dieser Lehmschicht den Beweis für die große Flut geliefert zu haben,von der in sumerischen, babylonischen und hebräischen Berichten die Rede ist. Die Lehmschicht war etwa 4000 Jahre vor Christus abgelagert worden. Eine Diskussion entfachte sich als man aber auch bei Kisch, ca. 220 km nördlich von Ur, eine Schlammschicht gefunden hatte. Welche von beiden war durch die Sintflut entstanden?

Keine der beiden Schlammschichten war eine Erinnerung an die biblische Sintflut, denn der Schlamm bedeckte nicht die ganze Gegend. Es waren vielmehr Zeugen von irgendwelchen örtlichen Überschwemmungen.



Literatur

Hans Einsle: Das Abenteuer der biblischen Forschung, Gütersloh: Prisma-Verlag, 1979, ISBN 3-570-09805-2 (vergriffen)

Werner Keller: Und die Bibel hat doch recht, Köln: Naumann und Göbel, 1989 (mit etlichen Abblidungen)

A. Millard: Schätze aus biblischer Zeit, Brunnen-Verlag, 1986, ISBN 3-7655-5762-5 (vergriffen) (Millard und Keller berichten etwas anders über die Entdeckung der Funde in Ur.)

Wikipedia

Einige Abbildungen der Funde in Ur finden Sie im "Großen Bildführer zur Bibel", Giessen: Brunnen Verlag, 1987, S. 13-15 (Stierkopf, Königsstandarte)



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Ins Netz gesetzt am 20.10.2007; letzte Änderung: 28.04.2013
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