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EIN STREIFZUG DURCH DIE GROSSEN RELIGIONEN DER WELT

*** Der Schintoismus im Überblick ***

 

Was ist der Schintoismus?

Schinto heißt der "Weg der Götter" und wurde erst im 6. Jahrhundert n.Chr. geschaffen. Er ist Ausdruck der einheimischen Kultur und Glaubensrichtung und unterscheidet sich vom Buddhismus, der von China und Korea nach Japan kam. Der Schinto ist die eigentliche Nationalreligion der Japaner. Ihr Ursprung laut Überlieferung ältester Schriftdokumente des 8. Jahrhunderts, geht auf Elemente des Animismus, der Vorstellung von der Beseeltheit natürlicher Dinge und auf den Ahnenkult zurück. Die Gottheiten, teils Naturgottheiten, teils Ahnengottheiten wurden menschenähnlich vorgestellt.

Durch den Ahnenkult als Oberhaupt der herrschenden Sonnengöttin "Amaterasu", führte der Kaiser und sein Klan seine Herkunft direkt auf die Sonnengöttin "Amaterasu" zurück, er konnte als Oberpriester durch Kulthandlungen den göttlichen Willen ergründen (vergleichbar mit den Fetischpriestern Afrikas).

Ab dem 7. Jahrhundert delegierte der Kaiser unter dem Einflüssen chinesischer Rechtsvorstellungen, die priesterliche Funktion an hauptamtliche Priester. Der Kaiser war jetzt eine primär politische Instanz, die die Staatsgeschäfte übernahm.

Der religiöse Charakter des Schintoismus findet seinen Ausdruck in den Zeremonien. In diesen Zeremonien reinigt sich der Gläubige nach ihrem Ritual. Alle haben den Wunsch rein zu sein. Prof. Otto bemerkt: "Die Reinigung ist die grundlegende Kultübung des Schinto, den man eine Religion der Läuterung nennen könnte." Das Leben findet seinen Sinn nur in der Reinheit. Ein Leben, das die Reinheit verliert, missfällt den Gottheiten und wird zu einem antischintoistischem Leben voller Sünde, Schmutz und Unheil. Es wurde gelehrt, dass der "Kami" (der Gott) sich dem Haus des sittlich verdorbenen Menschen nicht nähern wird, selbst wenn er seit 1000 Tagen von einer geweihten Schnur umgeben ist.

Noch ein anderer Zug prägt die japanische Mentalität. Es ist der intime Kontakt mit der umgebenden Natur, der Landschaft und Harmonie der Natur. Mensch und Natur sind keine Widersacher. In seinen Augen ist sie schön, so wie sie ist und ihre Betrachtung erhebt die Seele.

Nach schintoistischem Mythos sind drei wichtige "Kami" (Gottheiten) geboren worden. Der Männliche Demiurg, der mit "Zanagi" die Schöpfung der irdischen Welt leitet. Reinigung und Enthaltsamkeit wird von den Gläubigen verlangt.

Die reinste und leuchtendste ist die Sonnengöttin "Amaterasu", die Ahnherrin der Dynastie und mystische Begründerin Japans. Sie wird als höchste und edelste angebetet.

Der Volksglaube war tief im gesellschaftlichen Alltagsleben des Dorfes verankert. Das ist an erster Stelle der Schatz des Dorfes, der mit dem Haus verschmilzt, das in ihm liegt. In vielen Dörfern wurden auch die persönlichen Gebrauchsgegenstände in behutsame Obhut genommen, als materielle Hülle der Gottheit. Angebetet wurden auch Berge, Flüsse, Quellen oder Wasserfälle, ein Stein, ein Baum, die dann später mit dem "Kami" des Dorfes identifiziert wurden.

Die mystische Verbindung zur Natur gehört zur Frömmigkeit. Der Mensch kann als begabtes Wesen sich durch das Gebet und eine einwandfreie Lebensführung den Natur-"Kami" einverleiben. Bei den Göttern als Ahnen wurden Götter in das irdische Leben einbezogen; sie haben ihre Herkunft auf die eine oder andere Gottheit zurückgeführt. So auch der Kaiserkult. Die Schintoisten haben schon lange an die Pluralität der menschlichen Seele geglaubt. Der Traum brachte sie auf den Gedanken, dass sich die Seele vom Körper löse und in der Ferne umherirren kann.

 

Der Schintoismus und die Moral

Im alten Japan sind Diebstahl, Lüge und Meineid schwer geahndet worden. Dann spielt das Ideal der Reinigung sowohl körperlicher wie geistiger Art eine wesentliche Rolle.

Unter "Michi" versteht man den Weg, der geheimnisvolle, in nicht stehende Formeln gefasste Begriff. "Michi" ist wahrscheinlich das ausdrucksvollste Wort im ganzen japanischen Wortschatz, soweit es sich auf Ethik und Religion bezieht. Es bedeutet Weg, Straße, Pfad. Als Religionsbegriff bedeutet es Weg, Unterweisung, Lehre. Ein Mensch des "Michi" ist ein Mensch von Charakter, ein Gerechter, der Grundsätze und Überzeugungen hat und seinem Wesen treu bleibt. Jemanden zu beschuldigen, er habe sich vom "Michi" getrennt, ist eine Beleidigung, weil es ein widernatürliches Abweichen vom Wesenskern des Menschen umfasst.

"Michi" ist eine vom Himmel empfangene Komponente, die von der Menschheit verwirklicht werden muss. "Michi" drückt immer eine sehr tiefe und aufrichtige Überzeugung aus.

Schinto, "Weg der Götter", war unter dem Einfluss des Taoismus entstanden. Wahrscheinlich hat der ursprüngliche Kult, der hauptsächlich dem "Kami" gewidmet war, in den Anfängen einen entwurzelten Baum (Sakaki) oder die Bäume des Waldes gehabt. Die Japaner waren davon überzeugt, dass der "Kami" sich auf ihnen niederlassen kann. Noch heute stehen die meisten schintoistischen Heiligtümer, außer denen in den Städten, in unmittelbarer Nähe von Wäldern. Der Kult der Anbetung dieser Götter hieß "Matsuri" (Fest). Die meisten "Matsuri" werden in heiterer Stimmung mit Vergnügen begangen.

Im klassischen Schinto nimmt man an, dass die Übertretungen von Moral und Gesetz Sowie das Böse überhaupt, durch die Einmischung eines bösen Geistes oder mehrerer Geister hervorgerufen, die aus dem "Yomi" entwichen sind, dem Bereich der Finsternis und des Unglücks; folglich stammen diese Fehltritte aus Kräften, die sich dem menschlichen Willen entziehen.

Auch der moderne Schintoismus ist von diesen Vorstellungen geprägt; er sieht im Sünder kein verdorbenes, dem Übel verfallenes Geschöpf, sondern jemanden, der eine Zeit lang aufgehört hat, einer Welt der Güte und des Glücks anzugehören, aber das Recht behält, in sie zurückzukehren.

Im Unterschied zum Buddhismus glaubt der Schintoismus nicht, "dass es ein Unglück sei, geboren zu werden. Für den Schinto ist das irdische Leben eine Befriedigung, die der göttliche Geist wünscht". Die Japaner sind davon überzeugt, sich aus eigener Kraft aus jeder moralischen Niederlage, die sie erlitten haben, retten zu können. Indem der Schinto das menschliche Wesen in den Mittelpunkt, in das Innere der Natur stellt, entdeckt er in dieser Natur die Gesetze, die den Menschen regieren; er erwartet sie nicht von der Offenbarung eines Gottes außerhalb dieser Natur.

Drei Ausdrücke definieren, was er unter Fehler und Sünde versteht: "Tsumi" stellt Verbrechen, Fehler und Sittenlosigkeit dar, "Wazawai" bedeutet Unglück, Heimsuchung. Aber die Unreinheit, "Kegari", und das Unglück, "Wazawai", ziehen nicht im gleichen Maße die Verantwortung nach sich.

Nach dem Weltkrieg 1945 traten die neuen Religionen auf, da bis dahin der Schintoismus Staatsreligion war und der Kaiser der Oberpriester. Seither besteht Religionsfreiheit. Der Synkretismus war schon früher durch Mischung mit Buddhismus und Konfuzianismus vorhanden. Die neue Toleranz war schon lange im asiatischen Raum praktiziert worden.

Der Kult des Schintoismus bestand in Gebeten, Beschwörungen, Darbietung von Opfergaben und Reinigungsriten.

Zusammenfassung des Schintoismus

Der Schintoismus ist die religiöse Vorstellung der Japaner. Die ältesten überlieferten Schriftdokumente gehen auf das 8. Jahrhundert zurück, nachdem die Schrift aus China in Japan eingeführt wurde. Vorher konnte man nur von Urschintoismus sprechen. Der Volksglaube des Urschintoismus, der auf dem Lande beobachtet wurde, war tief verwurzelt im gesellschaftlichen Alltagsleben des Dorfes. Alle Dinge, die im Gemeindeleben eine beherrschende Rolle spielten, wurden als heilig beobachtet. Das Haus der Dorfbewohner wird zur körperlichen Hülle der Gottheit. Auch häufig benutze Gegenstände werden zu heiligen Schätzen, als materielle Hülle der Gottheit betrachtet.

Es gibt im Schintoismus keine Trennung von Gottheit, Transzendenz und Natur wie im westlichen Abendland. Diesen Naturgegenständen, da sie göttlich sind, brachte man Opfergaben. Genau so sind die Gewänder der Priester und amtliche Schriften und alles, was das Ritual betraf, heilig.

Hier besteht eine enge Beziehung zum Animismus, der ebenfalls Bäume oder Steine (Kalaber) für Gottheiten erklärt, vergleichbar mit animistisch-afrikanischen Vorstellungen, wie auch ihr Ahnenkult. Daraus entstand die Auffassung, dass nicht nur Menschen wie der Held Nogi als neuer Mensch, nach Einsicht seiner Schuld zur göttlichen Natur wurde. Um so geliebter sind die Götter im Ahnenkult, denen man menschliche Eigenschaften verlieh. Daraus erhoben hochgestellte Familien u.a. den Anspruch auf göttlich Abstammung. Der Kaiser und seine Höfe behaupteten, von der Sonnengöttin Amaretasu abzustammen. Die Sonnengöttin Amaretasu hat sich vermenschlicht.

Ein anderer Zug dieses Denkens findet sich im Synkretismus. Aus dieser Neigung folgte im 5. Jahrhundert das Eindringen des chinesischen Buddhismus, wie auch des chinesischen Konfuzianismus und Taoismus.

Einiges über die Moral des Schintoismus wurde angeführt. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die körperliche und geistige Reinheit im Mittelpunkt der Moral steht. Die drei Formen der Sünde wurden angeführt. Die moralischen Probleme werden auf die metaphysische Ebene verlagert.

Das Universum wird in drei Welten eingeteilt:

    1. Das hohe Himmelsgewölbe, der Wohnsitz der Gottheiten und Götter ("Kami").
    2. Die irdische Welt, in der wir leben.
    3. Die unterirdische Welt, das Land der finsteren Nacht.

Jede dieser Welten hat ihre Götter, obwohl sie getrennt sind, stehen sie in unaufhörlicher Beziehung.

© 2000 Gerhard Fetzner

 

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