Ende 1999 waren in Deutschland mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Christen. 26,8 Millionen Menschen gehörten der evangelischen Kirche an. Im Bereich der alten und der neuen Bundesländer ist die kirchliche Bindung sehr unterschiedlich:
In der DDR führte besonders in den Anfangsjahren politischer Druck zu Kirchenaustritten, die danach durch Taufunterlassungen eine weitere Abnahme der Kirchenmitgliedschaft zur Folge hatten. Der Anteil der Christen an der gesamten Wohnbevölkerung liegt hier nur noch bei 29%. In Westdeutschland kam es aufgrund zusätzlicher steuerlicher Belastungen jeweils zu verstärkten Kirchenaustritten. Auch der Zuzug nichtchristlicher Ausländer wirkte sich hier negativ auf die Kirchenzugehörigkeit aus. Dennoch gehört die große Mehrheit (78%) der westdeutschen Bevölkerung einer christlichen Kirche an.
Volkskirchliche Strukturen haben sich trotz der unterschiedlichen Entwicklung bis heute überall erhalten: Kinder christlicher Eltern werden i.d.R. weiterhin ohne eigenen Bekenntnisakt in die Kirche "hinein geboren", der Öffentlichkeitsanspruch der Kirchen gegenüber der Gesellschaft, insbesondere durch Mitwirkung im Bildungs- und Erziehungswesen sowie im kulturellen und sozialen Bereich, ist weitgehend unbestritten, und das Leitbild einer christlichen Sozialethik hat nach wie vor seine Gültigkeit.
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