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Assyrische Standardinschrift Assurnasirpals II.

Archäologische Funde aus Assyrien im Pergamon Museum zu Berlin


Die Standardinschrift auf den Orthostraten

Die assyrischen Palastreliefs aus den Palästen in Kalchu (Nimrud) beeindrucken auf den ersten Blick durch die Vielfalt der Reliefs mit ihren unterschiedlichen Motiven. Erst auf den zweiten Blick endteckt man das Vorhandensein der über die Bilder verlaufenden Inschriften.

Nahezu jede Orthostatenplatte im Palast von Kalchu trug eine vielzeilige Keilinschrift, die in der Fachliteratur mit dem von englischen Ausgräber Austen H. Layard geprägten Terminus ‚Standardinschrift’ bezeichnet wird. Es ist nämlich jeweils derselbe Text, der auf allen Reliefs zu finden ist. Gegenwärtig sind über vierhundert Exemplare dieser Inschrift bekannt.

Dieselbe Inschrift mit ihren Variationen war auch auf den kolossalen Torhüterfiguren zu finden, wobei dort die Fläche zwischen den Beinen für eine dreikolumnige Wiedergabe genutzt wurde.

Besonders interessant ist schliesslich, dass selbst die Rückseiten der Reliefplatten, aber auch die Rückseiten der Torhüterfi- guren, d. h. die jeweils der Lehmziegelmauer zugewandte Seite, mit gleichlautenden Inschriften bedeckt waren. Es gab also nicht nur die für Palastbesucher sichtbare Seite, sondern auch die andere, für Normalsterbliche unsichtbare Seite der Inschrift, die innerhalb des Bauwerks sprach.

Inhalt der Standardinschrift sind die Annalen des Königs. Die Schrift beginnt mit den Namen und Titeln des Königs und rühmt seiner Größe, seine militärischen Heldentaten, seine Unbesiegbarkeit, das Erbauens seines Palastes und seine Frömmigkeit und Gottesverehrung.



Text der Standardinschrift des Assurnasirpal II. in Kalchu (Nimrud)

"Palast des Assurnasirpal, des Priesters des Gottes Assur, des Lieblings des Gottes Ellil und des Gottes Ninurta; des Geliebten des Gottes Anu und des Gottes Dagan, des Starken unter den großen Göttern; des mächtigen Königs, des Königs der Gesamtheit, des Königs vom Lande Assur; des Sohnes des Tukulti-Ninurta, des großen Königs, des mächtigen Königs, des Königs der Gesamtheit, des Königs vom Lande Assur; des Sohnes des Adad-nirari, des großen Königs, des mächtigen Königs, des Königs der Gesamtheit, des Königs vom Lande Assur.

(Er ist) der starke Held, der im Vertrauen auf den Gott Assur, seinen Herrn, einhergeht, und der unter den Fürsten der vier Weltgegenden keinen Rivalen hat; der hochangesehene Hirte; der keine Schlacht fürchtet; die gewaltige, unwiderstehliche Meeresflut; der König, der die Unbotmäßigen niedergeworfen hat, der die Gesamtheit der Völker bezwungen hat, der starke Held, der den Nacken seiner Feinde gebeugt hat, der alle Gegner zerstampft hat, der die Macht der Gewaltigen zerschmettert; der König, der im Vertrauen auf die großen Götter, seine Herren, einhergeht und dessen Hand alle Länder erobert hat; der alle Bergländer bezwungen und ihren Tribut empfangen hat, der Geiseln nimmt, und der Gewalt ausübt über alle Länder.

Als der Gott Assur, der meinen Namen genannt, mein Königtum groß gemacht hat, seine schonungslose Waffe meiner Herrschaft zu eigen gab, da warf ich die weitausgedehnten Truppen des Landes der Lullumäer mitten in der Schlacht mit der Waffe nieder. Mit der Hilfe des Gottes Schamasch und des Gottes Adad, der Götter, meiner Helfer, donnerte ich über die Heere der Nairi-Länder, der Länder Chapchi, Schubari, Nirbu wie Adad, das Unwetter, hinweg. (Ich bin) der König, der von jenseits des Tigris-Flusses bis zum Libanon-Gebirge und zum "Großen Meere" das gesamte Land Laqe und das Land Suchi bis zur Stadt Rapiqu seinen Füßen unterworfen hat und (das Gebiet) von der Quelle des Subnat-Flusses bis zum Lande Urartu mit seiner Hand erobert hat. (Das Gebiet) vom Paß von Kirruri bis zum Lande Gilzani, von jenseits des Unteren Zab-Flusses bis zur Stadt Til-bari, die oberhalb des Landes Zaban liegt, von der Stadt Tilscha-Abtani und der Stadt Til-scha-Zabdani; die Städte Chirimi und Cha-rutu, Festungen des Landes Kardunijasch (=Babylo-nien), habe ich in die Grenzen meines Landes eingefügt und die Bewohner der Gebiete vom Paß von Babite bis zum Lande Chaschmar habe ich den Leuten meines Landes zugerechnet.

In den Ländern, die ich unter meine Botmäßigkeit gebracht hatte, setzte ich meine Statthalter ein. Knechtschaft (und) Unterwürfigkeit (legte ich ihnen auf).

Assurnasirpal, der erhabene Fürst, der die großen Götter fürchtet, der mächtige Herr, der Eroberer der Städte und aller Gebirge, der König der Herren, der die Argen vernichtet, der mit Schreckensglanz bekleidet ist, der die Schlacht nicht fürchtet, der Gewaltige, der Schonungslose, der den Widerstand austilgt, der erhabene König, der Hirt, der Schirmherr der Weltgegenden, der König, dessen Wort aus seinem Munde die Gebirge und die Meere vernichtet, der durch seinen gewaltigen Angriff mächtige und erbarmungslose Könige von der aufgehenden bis zur untergehenden Sonne eines Sinnes gemacht (d. h. zur Anerkennung seiner Oberherrschaft gezwungen) hatte.

Die frühere Stadt Kalchu, die Salmanassar, der König von Assur, mein Vorgänger, errichtet hatte, war verfallen und lag darnieder. Diese Stadt baute ich neu auf (und) die Leute, die ich gefangen hatte in den Ländern, die ich erobert hatte, (nämlich) vom Lande Suchi und vom gesamten Lande Laqe und von der Stadt Sirqu am anderen Ufer des Euphrat-Flusses und vom Lande Zamua in seiner Gesamtheit und von Bit-Adini und vom Lande Chatti und von Lubarna vom Chattinäer-Lande, ergriff ich und siedelte sie dort an. Den alten Ruinenhügel räumte ich ab und grub bis zum Grundwasserspiegel nieder und ging (dabei) 120 Ziegelschichten tief. Paläste aus Zedern-, Zypressen-, Wacholderbaum-, Buchsbaum-, Maulbeerbaum-, Pistazien- (und) Tamariskenholz als meine königliche Wohnung und zu meinem herrschaftlichen Vergnügen für alle Zeit errichtete ich dort.

Ungeheuer der Berge und Meere aus weißem Kalkstein und Alabaster fertigte ich an und stellte sie an ihren Toren auf. Sie betete ich an, machte ich großartig (und) mit Einfriedungspfählen aus Bronze umgab ich sie. Türflügel aus Zedern-, Zypressen-, Wachholderbaum- (und) Maulbeerbaum-Holz fügte ich in ihre Tore ein; und Silber, Gold, Blei, Bronze und Eisen, meiner Hände Beute aus den Ländern, die ich erobert hatte, nahm ich in großer Menge und brachte sie dorthin."

Quellen:
Die assyrische Standardinschrift (c) www.media.uzh.ch
Liane Jakob-Rost: ASSYRIEN - Die Inschriften, VAM, kleine Schriften 2, Staatliche Museen zu Berlin, 1982, S. 9ff




Assyrische Standardinschrift auf einem Lamassu



Assyrische Standardinschrift auf einem Relief


Literatur



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Ins Netz gesetzt am 12.06.2019; letzte Änderung: 12.06.2019

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