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Die Bankett-Stele von Assurnasirpal II. in Nimrud (Kalchu)
M.E.L. Mallowan fand 1951 in Nimrud eine Stele des assyrischen Königs Assurnasirpal II.
Neue Grabungen der Engländer
Nachdem der Brite Henry Layard im Jahre 1845 die alte assyrische Hauptstadt Nimrud entdeckt hatte, trafen 1949 die Briten zum zweiten Mal in Nimrud ein und waren dort unter der Leitung von M.E.L. Mallowan 14 Jahre tätig.
Sir Max Edgar Lucien Mallowan wurde als Sohn eines österreichischen Einwanderers geboren, seine Mutter war eine französische Künstlerin. Er erhielt seine Schulbildung in der renommierten Privatschule Lancing College und studierte anschließend Klassische Philologie am New College in Oxford. Nach seinem Abschluss 1925 nahm er als Assistent an Leonard Woolleys Grabungskampagne in Ur teil, die bis 1931 andauerte. Dort lernte er 1930 die 14 Jahre ältere Agatha Christie kennen, die bereits zum zweiten Mal als Gast bei den Woolleys weilte. Sie heirateten am 11. September desselben Jahres in Edinburgh, gaben aber beide ein falsches Alter an, um den Altersunterschied zwischen ihnen zu kaschieren.
Nach sechs Jahren bei Woolley wechselte Mallowan im Herbst 1931 nach Ninive zu Reginald Campbell Thompson, blieb aber nur ein Jahr und begann dann mit eigenen Grabungen, unterstützt vom Britischen Museum. Er grub zunächst in Tell Arpachiyah im Irak, doch entschied sich dann für einen Wechsel nach Syrien, nachdem sich die politische Situation im Irak verschärft hatte. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs unternahm er Grabungen in Chagar Bazar und Tell Brak. 1939 kehrte er nach England zurück.
Mallowan meldete sich freiwillig zur Armee, wurde aber wegen seines Alters und seiner österreichischen Abstammung abgelehnt. Erst 1941 bekam er die Gelegenheit, für die Royal Air Force nach Kairo zu gehen.
Nach dem Krieg bekam er den Lehrstuhl für vorderasiatische Archäologie an der Universität von London. 1960 wurde er zum Commander of the British Empire ernannt, und 1968 zum Ritter geschlagen.
Agatha Christie starb 1976. Ein Jahr später heiratete Mallowan Barbara Parker, eine Archäologin und langjährige Mitarbeiterin bei seinen Grabungen. Im August 1978 starb er an einem Herzanfall. (Wikipedia)
Grabungen im Nordwest-Palast (Assurnasirpals II. Palast)
Mallowan konzentrierte sich zunächst auf den Nordwest-Palast, wo zu dem von Layard ausgegrabenen zentralen Komplex von Zeremonialbauten auch ein großer Thronsaal gehörte.
Die Bankett-Stele wird gefunden
Auf seinen ersten bedeutenden Fund stieß Mallowan im April 1951 in einer an den Thronraum angrenzenden Seitenkammer: auf eine Gedenkstele Assurnasirpals II. (883-859 v.Chr.), die später "Bankett-Stele" genannt wurde. Diese Sandsteinstele hat einen rechteckigen Umriß und eine Höhe von 1,28 m. Beidseitig ist sie mit einer 153 Zeilen langen Inschrift bedeckt und trägt auch ein Reliefbildnis des Königs.
Die Inschrift der Stele
Die Inschrift rühmt die Verlegung der Königsresidenz nach Nimrud, die einer Neugründung von Nimrud gleichkam. Darüber hinaus wird der Bau und die Einweihung des Palastes im Jahr 879 v.Chr. beschrieben.
Dieses Monument ist insofern von speziellem Interesse, als es sehr ausführlich die Zeremonien und Festlichkeiten der pompösen Palasteinweihung schildert. Die opulenten Speisen, mit denen man zehn Tage lang die 69.574 Personen bewirtete, werden minutiös aufgelistet. Die ganze Feier verbreitete eine heitere Atmosphäre und am Ende des Festes zog jeder fröhlich in seine Heimat.
«Als Assurnasirpal, König von Assyrien, den freudvollen Palast, den Palast voll mit Weisheit in Kalchu weihte und Assur, den großen Herrn, und die Götter des ganzen Landes dorthin einlud:
Da spendete ich 100 Mastrinder, 1000 im Stall gehaltene Kälber und Schafe, 14.000 Schafe von Händlern aus dem Besitz der Göttin Ischtar, meiner Herrin, 200 Rinder aus dem Besitz der Göttin Ischtar, meiner Herrin, 1.000 Schafe, 1000 Frühjahrslämmer, 500 Hirsche, 500 Gazellen, 1.000 großse Enten, 500 Gänse, 500 Hühner, 1.000 Wildenten, 1.000 Zugvögel, 10.000 Tauben, 10.000 Turteltauben, 10.000 kleine Vögel, 10.000 Fische, 10.000 Springmäuse, 10.000 Eier, l0.000 Laib Brot, 10.000 Krüge Bier, 10.000 Schläuche Wein, 10.000 Behälter Kichererbsen und Sesam, 10.000 Töpfe mit gekochtem Honigwein, 1.000 Kisten Kräuter, 300 Krugeinheiten Öl, 300 Krugeinheiten Malz, 300 Einheiten gemischte Raggafu-Pflanzen, 100 Einheiten Salzpflanzen, 100 Einheiten Salz, 100 Maßeinheiten geröstete Gerste, 100 Maßeinheiten Getreide, 100 Maßeinheiten Qualitätsgetreidemischung, 100 Körbe Granatäpfel, 100 Körbe Weintrauben, 100 Krugeinheiten Früchtemischung, 100 Körbe Pistazien, 100 Maßeinheiten Mastik, 100 Körbe Knoblauch, 100 Körbe Zwiebeln, 100 Behälter Kunipbu, 100 Bündel Rüben, 100 Maßeinheiten Samen, 100 Maßeinheiten Giddu, 100 Krugeinheiten Honig, 100 Krugeinheiten Butter aus Büffelmilch, 100 Maßeinheiten geröstete Samen, 100 Maßeinheiten geröstete Kichererbsen, 100 Maßeinheiten Karkatu-Pflanzen, 100 Maßeinheiten Tiyatu-Pflanzen, 100 Maßeinheiten Senf, 100 Krüge Milch, 100 Maßeinheiten Käse, 100 Schalen mit Mizu-Getränk, 100 gesalzene Ochsen, 10 Eselslasten enthülste Dukdu-Nüsse, 10 Eselslasten enthülste Pistazien, 10 Eselslasten Mastikbrot, 10 Eselslasten Habbaququ, 10 Eselslasten Datteln, 10 Eselslasten Datteln, 10 Eselslasten Titipu, 10 Eselslas-ten Kümmel, 10 Eselslasten Anis, 10 Eselslasten Fenchel, 10 Eselslasten Wildzwiebel, 10 Eselslasten Sisanibu, 10 Eselslasten Würzholz, 10 Eselslasten Thymian, 10 Eselslasten Feinessenzen, 10 Eselslasten Feingewürze, 10 Eselslasten Mandragoren, 10 Eselslasten Nassabu-Kürbisse, 10 Eselslasten Zinzimmu-Zwiebeln, 10 Eselslasten Oliven.
Als ich den Palast von Kalchu weihte, lud ich folgende Gäste ein:
47.074 Männer und Frauen, die aus jedem Teil meines Landes kamen;
5.000 Würdenträger und Gesandte von den Völkern der Länder Suchu, von Hindanu, Pattina, Hatti, Tyros, Sidon, Gurguma, Malidu, Hubuska, Gilzanu, Kumme und Musasir;
16.000 Menschen aus Kalchu, sowie
1.500 Zariqu aus meinem Palast.
Alles in allem waren es 69.574 Gäste unter Einschluß der aus allen Ländern Geladenen und der Menschen von Kalchu.
Ihnen gab ich 10 Tage lang Nahrung. Ich gab ihnen zu trinken, badete sie und ölte sie. So erwies ich ihnen die Ehre und schickte sie dann zurück in ihre Länder in Frieden und Freude.»
Weitere Informationen ähnlicher Art setzten Mallowan in den Stand, die ungefähre Bevölkerungszahl von Kalach zu der Zeit zu berechnen, als Assurnasirpal sie zu seiner neuen Hauptstadt gemacht hatte. Die von ihm errechnete Zahl - mindestens 86.000, inklusive Kinder - steht im aufschlußreichen Vergleich zu den 120.000 Menschen, die dem Alten Testament (Jona 4,11) zufolge einst Ninive bevölkerten.
Grafiken der Bankett-Stele
Die Bankett-Stele von Assurnasirpal II. gefunden im Nordwest-Palast in Nimrud
(C) 1952 The British Institute for the Study of Iraq. Alle Rechte vorbehalten.
Die Bankett-Stele von Assurnasirpal II. - Relief des Königs
(C) 1952 The British Institute for the Study of Iraq. Alle Rechte vorbehalten.
Fundort der Bankett-Stele von Assurnasirpal II. im Nordwest-Palast in Nimrud
(C) 1952 The British Institute for the Study of Iraq. Alle Rechte vorbehalten.
Copyright: Die Grafiken wurden freundlicherweise von "The British Institute for the Study of Iraq" (Gertrude Bell Memorial), ehemals bekannt als "British School of Archaeology in Iraq" für diesen Artikel zur Verfügung stellt.
Bitte kopieren Sie deshalb diese Abbildungen nicht.
Quelle: D.J. Wiseman: "A New Stela of Assur-Nasir-Pal II", IRAQ VOL. XIV, PART 1 Spring 1952,
Tables of Contents: IRAQ XI (1949) - XX (1958)
Skizze der Lage der Paläste in Kalchu/Nimrud
(nach einer Grafik in "Könige am Tigris", Verlag Neue Zürcher Zeitung 2008)
(C) 2010 www.theologische-links.de
Quellen
Seton Lloyd: Die Archäologie Mesopotamiens, München: C.H. Beck, 1981
Barthel Hrouda (Hrsg.): Der Alte Orient, C. Bertelsmann, 2005
D.J. Wiseman: "A New Stela of Assur-Nasir-Pal II", IRAQ VOL. XIV, PART 1 Spring 1952, Seiten 22-44
Weitere Infos
Lines 40-42 of the Banquet Stele of Assurnasirpal II. © www.jstor.org
Neo-Assyrian Empire I: from Assur to Nimrud © proteus.brown.edu
Bildband
Abbildung der Stele (Detail des Reliefbildnis des Königs) in: Barthel Hrouda (Hrsg.): Der Alte Orient, C. Bertelsmann, 2005, S. 125
Abbildung der Stele in Seton Lloyd: Die Archäologie Mesopotamiens, München: C.H. Beck, 1981, S. 273
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Copyright (C) 2010 by www.theologische-links.de Alle Rechte vorbehalten.
Grafiken Copyright (C) 1951 by The British Institute for the Study of Iraq. All rights reserved.
Dieses Papier ist ausschließlich für den persönlichen nicht kommerziellen Gebrauch bestimmt.
URL: http://www.theologische-links.de/downloads/archaeologie/bankett_stele_nimrud.html
Ins Netz gesetzt am 30.05.2010; letzte Änderung: 04.05.2019
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