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Ein daumengroßer elfenbeinerner Granatapfel

Ein Relikt aus der Zeit des ersten Tempels


Der daumengroße Granatapfel.

Über sein Alter streiten die Experten: Manche halten ihn für ca. 3400 Jahre alt, andere datieren ihn aus der Zeit Salomos.

Der Fund

1979 zeigte ein arabischer Antikenhändler in Jerusalem dem französischen Bibelwissenschaftler Prof. André Lamaire einen kleinen, nur 4,3 cm hohen und 2,1 cm breiten Granatapfel aus Elfenbein. Er trug eine Inschrift in althebräischer Schrift, die übersetzt lautet: "Zum Tempel des HErrn (JHWH) gehörend, heilig den Priestern." Die althäbräische Schrift wurde von den Israeliten seit ihrer Rückkehr aus dem Exil (539 v.Chr.) nicht mehr verwendet.

Der neue Besitzer, der ebenfalls anonym blieb, ließ das wertvolle Stück in Paris ausstellen. Als dieser sensationelle Fund in der Öffentlichkeit bekannt wurde, verschwanden jedoch der Fund und sein Besitzer.

Anfang 1988 meldete sich ein israelischer Reiseführer, Meier Auerbach, als Mittelsmann und bot den elfenbeinenen Granatapfel zum Verkauf an. Über Umwege wurde das gute Stück für 550.000 $ für das Israel-Museum erstanden, wobei das Museum zuvor eine anonyme Spende in Höhe von 675.000 $ erhalten hatte. Vor dem Kauf hatte ein israelischer Experte das Relikt untersucht und es für echt gehalten.

Am 29. August 1988 kehrte der kostbare Schatz wieder nach Jersualem zurück.


Eine Fälschung?

Das Israel Museum in Jerusalem meldete jedoch Ende Dezember 2004, daß es sich bei dem angeblichen Relikt aus der Zeit des Ersten Tempels um eine Fälschung handele. Ein unabhängiges Expertenteam hatte herausgefunden, daß der daumengroße Granatapfel aus Elfenbein nicht wie angenommen aus der Zeit des Tempels Salomo stammt, sondern älter ist, nämlich ca. 3400 Jahre. Die Inschrift auf diesem Stück sei aber erst vor kurzem hinzugefügt worden, weshalb es sich klar um eine Fälschung handele.

Experten glauben, daß der Granatapfel als Aufsatz eines Zepters verwendet wurde, da es an der Unterseite ein Loch aufweist. Laut Ermittlungsbeamten ist dies nun schon der dritte größere Fälschungsfall, der in letzter Zeit aufgedeckt wurde.


Doch echt

2006 gab es eine weitere Meldung: Eine erneute Untersuchung hat den Granatapfel als doch „echt“ bestätigt. Hershel Shanks wies darauf hin, daß die Inschrift über Bruchstellen aus antiker Zeit hinweggehen und an den Stellen, an denen Buchstaben auf Bruchkanten treffen. Zweifelsfrei könne ein moderner Ursprung der Inschriften ausgeschlossen werden. Dieser Sachverhalt sei vom Materialexperten der Israelischen Antikenverwaltung überhaupt nicht berücksichtigt worden.


Quellen

Bericht über die Fälschung: Zeitschrift "Nachrichten aus Israel" Nr. 317 Februar 2005 (Hg. Ludwig Schneider);

Bericht über den Granatapfel: A. Schick "Irrt die Bibel?", Hammerbrücke: Jota-Verlag, 2004, S. 83;

Bericht über den Granatapfel: Fritz May "Israel heute - ein lebendiges Wunder", Asslar: Schulte & Gerth, 1993, 3. aktualisierte Auflag, S. 113

Bericht über die Echtheit: "Zu schön, um wahr zu sein?" in der Zeitschrift "FACTUM" Nr. 8/12 (www.factum-magazin.ch)

Diverse englische Bericht über den Granatapfel:

The Inscribed Pomegranate from the "House of the Lord" Nahman Avigad, The Biblical Archaeologist, Vol. 53, No. 3 (Sep., 1990), pp. 157-166

André Lemaire, “Une inscription paleo-hebraique sur grenade en ivoire,” Revue Biblique, Vol. 88, pp. 236-239.

André Lemaire, “Probable Head of Priestly Scepter from Solomon’s Temple Surfaces in Jerusalem,” BAR, Biblical Archaeology Review 10/1:24-29 (January/February 1984)

Nahman Avigad, “The Inscribed Pomegranate from the ‘House of the Lord,’ ” in Hillel Geva, ed., Ancient Jerusalem Revealed (Jerusalem and Washington: Israel Exploration Society and Biblical Archaeology Society, 1994), p.128 at p.137.

Yuval Goren et al., “A Re-Examination of the Inscribed Ivory Pomegranate from the Israel Museum,” Israel Exploration Journal, Vol. 55, p.3 (2005).

André Lemaire, “A Re-examination of the Inscribed Pomegranate: A Rejoinder,” Israel Exploration Journal, Vol. 56, p.167 (2006).

Introduction by Ahituv, Demksy and Goren in Shmuel Ahituv, Aaron Demsky, Yuval Goren and André Lemaire, "The Inscribed Ivory Pomegranate from the Israel Museum Examined Again," Israel Exploration Journal, Vol.57, pp.87-95 (2007).

Für die Echtheit: Israel Exploration Journal 2006 Vol. 56, S. 167 ff..



Internet

Ausführlicher Bericht über den Fund: Is the Ivory Pomegranate a Forgery or Authentic?

Bericht über den Grantapfel: Pomegranate or Almond Bud?

Bericht über den Grantapfel: The Ivory Pomegranate



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Ins Netz gesetzt am 22.08.2006; letzte Änderung: am 27.12.2012
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