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"Megiddo" - Ausgrabungen in Megiddo

Die archäologischen Sehenswürdigkeiten in Megiddo (Jesreel-Ebene/Israel)



Megiddo im Modell

Foto: www.jewishvirtuallibrary.org

Eine der interessantesten Ausgrabungsorte in Israel ist Megiddo. Im Norden des Landes gelegen, in der fruchtbaren Jesreel-Ebene, war dieser Stadtstaat ein strategisch wichtiges Zentrum. Es dominierte und wachte über die Route für Handel und Heer, die von Ägypten aus über Israel nach Mesopotamien führte.

Seit 1905 wurde hier intensiv und sehr erfolgreich ausgegraben. Inzwischen ist Megiddo seit 2005 Weltkulturerbe.

Wenn Sie an archäologische Sehenswürdigkeiten interessiert sind, kommen Sie in diesen Ruinen ganz auf Ihre Kosten.



Geschichte von Megiddo

Megiddo in der Jungsteinzeit (Neolithikum)

Die ältesten Siedlungsspuren in Megiddo werden auf die neolithische Zeit (8300-5500 v. Chr.) datiert.


Megiddo in der Bronzezeit (3300 v.Chr. - 1200 v.Chr.)

Von 3300-3000 v.Chr. (Frühbronzezeit I) war Megiddo auf der Ostseite de heutigen Hügels eine große unbefestigte Siedlung, die sich wegen ihrer strategischen Lage am Pass über das Karmel-Gebirge, entwickelte hatte. In diesen Jahrhunderten war ein starker altägyptisch-kultureller Einfluss erkennbar und aus dieser Zeit stammt eine imposante Tempelanlage.

Um die Zeit 2300 - 2000 v.Chr. erlitt die Stadt einen Niedergang. Sie erlebte jedoch um 2000 v.Chr. wieder einen Aufschwung.

Im 2. Jahrtausend v.Chr. erfuhr Megiddo die Zeit seines größten Wachstums. Die Stadt wurde mit einer massiven Stadtmauern umgeben.

Im 18. Jh. v.Chr. wurde auf der Nordseite ein neues Tor errichtet.

Im 15. Jh. v.Chr. wurden das Tor und die Mauern wieder aufgebaut. Zusammen mit anderen kanaanitischen Städten rebellierte Megiddo gegen die Ägypter.

Im Jahr 1457 v.Chr. besiegte Thutmosis III. die kanaanitischen Fürsten, um sich einen Landweg nach Syrien zu erschließen.


Megiddo in der Eisenzeit (1200 v.Chr. - 333 v.Chr.)

Im 10. Jh. v.Chr. errichtet Salomo hier eine Kasemattenmauer samt einer ominösen Toranlage mit einem 6-Kammer-Tor. Er ließ auch auf den ganzen Areal eine Vielzahl an Gebäuden bauen.

Pharao Schischak I. eroberte 923 v. Chr. Megiddo und ließ die Stadt zerstören (vgl. Yadin, S. 216 und 1. Könige 14,25 + 2. Chronik 12,2-5 / Pharao Schischak überliefert in seinen Berichten, daß er Megiddo einnahm). Ein Fragment der Tafel mit seinem Namen des Pharao wurde in Megiddo gefunden.

Im 9. Jh. v.Chr. wurde die Stadt wieder aufgebaut. Ahab baute eine Bastionsmauer um den Tell ganzen Tell und errichtet über dem salomonischen 6-Kammer-Tor ein neues. Darüber hinaus errichtete er eine große Anzahl an Gebäuden, die vermutlich als Ställe dienten.

732 v.Chr. wurde Megiddo vom assyrischen König Tiglath-Pileser III. eingenommen und zur Hauptstadt der assyrischen Provinz Galiläa gemacht.

609 v. Chr. stemmte sich König Josia von Juda in Megiddo gegen die Truppen des ägyptischen Pharaos Necho II., um ein gemeinsames Vorgehen Ägyptens und Assyriens gegen Babylon zu verhindern. Josia verlor in der Schlacht sein Leben.


Megiddo in der persischen Zeit (ab 332 v.Chr.)

Seit der persischen Zeit verlor die Stadt ihre Bedeutung und wurde verlassen.


Megiddo im Alten Testament

Zur Zeit der Landnahme (ab 1400 v.Chr.)

In Josua 12 wird berichtet, daß die Israeliten den Könige von Megiddo besiegten. Allerdings konnten sich die Einwohner von Megiddo in den folgenden Jahren wieder behaupten.

Jos 12,7ff (LU 2017) Dies sind die Könige des Landes, die Josua und die Israeliten schlugen jenseits des Jordans im Westen, von Baal-Gad im Tal beim Gebirge Libanon bis an das kahle Gebirge, das ansteigt nach Seïr. Und Josua gab das Land den Stämmen Israels zum Besitz, einem jeden sein Teil,
8 was auf den Gebirgen, im Hügelland, im Jordantal, an den Abhängen, in der Wüste und im Süden war, die Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter:
...
21 einer war der König von Taanach, einer der König von Megiddo,


In Josua 17 wird berichtet, daß der Stamm Manasse die Stadt Megiddo in der Zeit der Landnahme (um 1400 v.Chr.) nicht bleibend in seinem Besitz hatte.

Jos 17,11 Es hatte aber Manasse im Gebiet von Issachar und Asser: Bet-Schean und seine Ortschaften, Jibleam und seine Ortschaften und die Einwohner von Dor und seine Ortschaften und die von En-Dor und seine Ortschaften, die von Taanach und seine Ortschaften und die von Megiddo und seine Ortschaften samt den drei Höhen.
12 Doch die Söhne Manasse konnten diese Städte nicht erobern, sondern die Kanaaniter vermochten in diesem Lande zu bleiben.


Zur Zeit der Richter

Das Buch der Richter betont erneut, daß der Stamm Manasse zur Zeit der Landnahme die Stadt Megiddo nicht unter seine Herrschaft brachte.

Ri 1,27 Und Manasse vertrieb nicht Bet-Schean und seine Ortschaften noch Taanach und seine Ortschaften noch die Einwohner von Dor und seinen Ortschaften noch die Einwohner von Jibleam und seinen Ortschaften noch die Einwohner von Megiddo und seinen Ortschaften. So blieben die Kanaaniter dort im Lande wohnen.

Ri 5,19 Könige kamen und stritten; damals stritten die Könige Kanaans zu Taanach am Wasser Megiddos, aber Silber gewannen sie dabei nicht.


Zur Zeit der israelitischen Monarchie (ab salomonischer Zeit - 10 Jh. v.Chr.)

Als Salomo König in Israel wurde, ließ er in seinem Herrschaftsgebiet verschiedene Städte ausbauen, unter anderem auch Megiddo. Durch Ausgrabungen weiß man heute, daß Salomo in Megiddo eine Kasemattenmauer, ein gewaltiges 6-Kammer-Tor und eine Vielzahl an Gebäuden errichten ließ.

1. Könige 9,15 (LU 17)
15 Und so verhielt sich's mit den Fronleuten, die der König Salomo aushob, um zu bauen des HERRN Haus und sein Haus und den Millo und die Mauer Jerusalems und Hazor und Megiddo und Geser –
16 denn der Pharao, der König von Ägypten, war heraufgezogen und hatte Geser eingenommen und mit Feuer verbrannt und die Kanaaniter erschlagen, die in der Stadt wohnten, und hatte seiner Tochter, Salomos Frau, den Ort als Brautgeschenk gegeben;
17 und Salomo baute Geser wieder auf und das untere Bet-Horon
18 und Baalat und Tamar in der Wüste im Lande Juda
19 und alle Städte mit Kornspeichern, die Salomo hatte, und alle Städte der Wagen und die Städte der Gespanne und was er zu bauen wünschte in Jerusalem, im Libanon und im ganzen Lande seiner Herrschaft:


Salomo setzte auch zwölf Amtsleute in seinem Herrschaftsgebiet ein, die jeweils einen Monat lange den königlichen Hof zu versorgen hatte. Einer dieser Verwalter hatte die Aufsicht über die Stadt Megiddo.

1Kö 14,7ff
7 Und Salomo hatte zwölf Amtleute über ganz Israel, die den König und sein Haus versorgten, und zwar ein jeder im Jahr einen Monat lang.
8 Sie hießen: der Sohn Hurs auf dem Gebirge Ephraim;
...
12 Baana, der Sohn Ahiluds, in Taanach und in Megiddo und über ganz Bet-Schean, das liegt neben Zaretan unterhalb von Jesreel, von Bet-Schean bis Abel-Mehola, bis jenseits von Jokneam;
...
20 Juda aber und Israel waren zahlreich wie der Sand am Meer, und sie aßen und tranken und waren fröhlich.


Der archäologische Befund in Megiddo läßt erkennen, daß diese Stadt in der Zeit nach Salomo zerstört wurde. Es gibt zwar keinen biblischen Bericht, der das explizit bestätigt, aber der Text in 1. Könige 24,25f, der allerdings die Stadt Megiddo nicht nennt, läßt die Zerstörung von Megiddo in der Zeit von König Rehabeam sehr gut möglich sein.

Als der Pharao Schischak nach Juda zog, verwüstet er die festen Städte in Juda und vermutlich eben auch weitere Städte im Lande.

1. Könige 14,25-26 (LU 2017)
25 Aber im fünften Jahr des Königs Rehabeam zog Schischak, der König von Ägypten, herauf gegen Jerusalem
26 und nahm die Schätze aus dem Hause des HERRN und aus dem Hause des Königs, alles, was zu nehmen war, und nahm alle goldenen Schilde, die Salomo hatte machen lassen.

2. Chronik 12,1-3
1 Als aber das Königtum Rehabeams sich gefestigt hatte und er mächtig war, verließ er das Gesetz des HERRN und ganz Israel mit ihm.
2 Da zog im fünften Jahr des Königs Rehabeam herauf Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem – denn sie waren dem HERRN untreu geworden –
3 mit tausendzweihundert Wagen und mit sechzigtausend Reitern; und das Volk war nicht zu zählen, das mit ihm aus Ägypten kam, Libyer, Sukkijiter und Kuschiter.
4 Und er nahm die festen Städte ein, die in Juda waren, und kam bis vor Jerusalem.


Als im Nordreich - die Reichsteilung war schon lange geschehen - der General Jehu durch den Propheten Elisa zum Nachfolger von König Joran bestimmt wurde, tötet Jehu den Joram und auch Ahasja, den König von Juda, der gerade im Nordreich zu Besuch war. Ahsaja floh vor Jehu, wurde aber starb in Megiddo.

2Kön 9,27
Als das Ahasja, der König von Juda, sah, floh er auf Bet-Gan zu. Jehu aber jagte ihm nach und rief: Auch ihn! Und sie schossen auf ihn auf dem Wagen an der Steige von Gur, die bei Jibleam liegt. Und er floh nach Megiddo und starb dort.


Als im Jahr 732 v.Chr. die Assyrer Galiläa eroberten, fiel ihnen auch die Stadt Megiddo in die Hände. Wie aus den assyrischen Palastruinen in Megiddo zu entnehmen ist, machten sie diesen Hügel zur ihrer Hauptstadt der Region Galiläa.

2. Könige 15,27ff 27 Im zweiundfünfzigsten Jahr Asarjas, des Königs von Juda, wurde Pekach, der Sohn Remaljas, König über Israel und regierte zu Samaria zwanzig Jahre.
28 Und er tat, was dem HERRN missfiel, denn er ließ nicht ab von der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte.
29 Zu der Zeit Pekachs, des Königs von Israel, kam Tiglat-Pileser, der König von Assyrien, und nahm Ijon, Abel-Bet-Maacha, Janoach, Kedesch, Hazor, Gilead und von Galiläa das ganze Land Naftali und führte sie weg nach Assyrien.
30 Und Hoschea, der Sohn Elas, machte eine Verschwörung gegen Pekach, den Sohn Remaljas, und schlug ihn tot und wurde König an seiner statt im zwanzigsten Jahr Jotams, des Sohnes Usijas.
31 Was aber mehr von Pekach zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das steht geschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Jotam, König von Juda


König Josia leitet im Südreich Juda eine geistliche Erneuerung ein. In seinem Übermut stellt er sich aber dem ägyptischen Heer entgegen, als dieses Megiddo passieren wollte. Doch Josia fiel in dieser Schlacht (609 v.Chr.).

2Kön 23,29f Zu seiner Zeit zog der Pharao Necho, der König von Ägypten, herauf gegen den König von Assyrien an den Strom Euphrat. Und der König Josia zog ihm entgegen, aber Necho tötete ihn in Megiddo, als er ihn sah.

30 Und seine Knechte brachten den Toten von Megiddo und führten ihn nach Jerusalem und begruben ihn in seinem Grabe. Und das Volk des Landes nahm Joahas, den Sohn Josias, und sie salbten ihn und machten ihn zum König an seines Vaters statt.

2Chr 35,22 Aber Josia ließ nicht ab von ihm, sondern schickte sich an, mit ihm zu kämpfen, und hörte nicht auf die Worte Nechos, die aus dem Munde Gottes kamen, und zog hin, mit ihm zu kämpfen in der Ebene von Megiddo.




Lage von Megiddo in Israel



Die neuzeitlichen archäologischen Grabungen auf Megiddo


Gottlieb Schumacher

Gottlieb Schumacher in Tell Megiddo

Foto: Wikipedia (Hebräisch)

Zwischen 1903 und 1905 wurden die ersten Ausgrabungen in Megiddo von dem Bauingenieur Gottlieb Schumacher für die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Palästinas durchgeführt.

Die Ausgrabungen waren großzügig durch den deutschen Kaiser Wilhelm II., einem Freund des osmanischen Sultans, finanziert worden. Der König erhofft sich, die Museen Berlins ebenso mit antiken Kunstschätzen füllen, wie London und Paris es vorgemacht hatten.

Schumacher arbeitete mit deutscher Gründlichkeit und leitete bis zu 200 Männer, Frauen und Kinder, die nach einem systematischen Arbeitsplan für ihn arbeiteten. Und Schumacher holte eine archäologische Sensation nach der anderen aus dem Boden: die gigantische Stadtmauer von Megiddo, einen runden kanaanitischen Altar aus Bruchsteinen, einen Siegel aus Jaspis mit dem Namen des in der Bibel erwähnten Herrschers Jerobeam.

Schumacher führte auf dem Tell einen Tiefenschnitt in West-Ost-Richtung durch, der später nach im "Schumacher-Graben" benannt wurde. Dabei zerstörte er viele Schichten, er fand aber dadurch den sensationellen kanaanitischen Altar.

Die Techniken, die er verwendete, waren nach späteren Standards rudimentär und Schumachers Feldnotizen und Aufzeichnungen wurden im Ersten Weltkrieg zerstört, bevor sie veröffentlicht wurden. Nach dem Krieg veröffentlichte Carl Watzinger die restlichen verfügbaren Daten aus der Grabung.



P.L.O. Guy

Philip Langstaffe Ord Guy
(1885 - 1952)

Foto: Wikipedia (Hebräisch)

Im Jahr 1925 wurden die Grabungen in Megiddo wieder aufgenommen und zwar durch das "Orientalische Institut der Universität von Chicago". Die Archäologen arbeiteten hier bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und ihre Arbeiten wurden von John D. Rockefeller Jr. finanziert. Dabei wurde 1927 der ganze Hügel einer arabischen Familie abgekauft, um ungehindert die Ausgrabungsarbeiten durchführen zu können. Auf diese Weise mussten die Grabungen nicht wieder zugeschüttet werden, wie es bis dahin das Gesetz erforderte.

Die Ausgrabungen wurden zunächst von Clarence S. Fisher, später von P. L. O. Guy (Felddirektor von 1.5.1927 - August 1934), Robert Lamon und Gordon Loud (Felddirektor von 1935 - 1939) geleitet.

Das "Orientalische Institut" beabsichtigte, das ganze Tell Schicht für Schicht vollständig abzutragen und auszugraben, doch aus Geldmangel scheiterte dieses Projekt.

Er war der britische Archäologe P.L.O. Guy, der die gefunden "Ställe" in die Zeit von Salomo datierte. Megiddo wurde deshalb überall mit den Funden der "berühmten Ställen" von Salomon beworben. Doch diese Datierung war falsch, wie Yigael Yadin durch seine minutiösen Arbeiten nachweisen konnte. Auch bleibt bis heute weiterhin offen, ob es überhaupt Pferdeställe waren und nicht vielmehr Lagerhallen.



Jigael Jadin (1917-1984)

Foto: Wikipedia

Der israelische Archäologe Yigael Yadin führte 1960 (ein paar Tage), 1966, 1967 (12 Tage) und 1971/71 (10 Tage) Ausgrabungen für die "Hebräische Universität" durch.

Durch seine sorgfältigen Ausgrabungen im Jahr 1960 wies er nach, daß die "salomonischen Ställe" und auch die Basteistadtmauer von Megiddo nicht von Salomo, sondern von Ahab erbaut worden waren. (Yadin, Hazor, 1976, S. 207ff)

Yadin hielt die biblischen Berichte für vertrauenswürdig, auch wenn er manchmal Fehler in der biblischen Überlieferungen gefunden zu haben meinte.



Megiddo war zuletzt (seit 1992) Gegenstand von zweijährlichen Grabungskampagnen der Megiddo-Expedition der Universität Tel Aviv, derzeit unter der Koordination von Israel Finkelstein und David Ussishkin.

Der Archäologe Prof. Finkelstein gehört zur sogenannten liberalen "Kopenhagener Schule" und ist ein Aussenseiter in den archäologischen Kreisen Israels.

In seiner bibelkritische Haltung vertritt der die Meinung, daß das Alte Testament nicht auf Fakten und Historizität beruhe. Für Finkelstein sind der Auszug aus Ägypten, die Landnahme Kanaans, das Großreich unter David und Salomo, sowie der Tempelbau in Jerusalem nur eine jüdische Fiktion.

Finkelstein vertritt seine Datierungen aufgrund einer revidierten Datierung von antiker Töpferware. Doch innerhalb archäologischer Kreise wird Finkelsteins Thesen entschieden widersprochen und als falsch zurückgewiesen.

Im Jahr 2010 unternahm das "Regionale Jesreeltalproject" unter der Leitung von Matthew J. Adams von der Bucknell University in Zusammenarbeit mit der "Megiddo Expedition" Ausgrabungen der östlichen Erweiterung der frühbronzezeitlichen Stadt Megiddo.




Die archäologischen Funde in Megiddo

Bei den Ausgrabungen in Megiddo wurden zwanzig verschiedene Siedlungsschichten zu Tage gebracht, die vom präkeramischen Neolithikum bis zur Perserzeit reichen.


Funde aus kanaanitischer Zeit (ab 3. Jt. v.Chr.)

Zu den bedeutendsten Funden Megiddos aus dem 3. Jahrtausend gehört ein konisch gefertigter, freistehender Rundaltar, der einen Durchmesser von ca. 7 m besitzt und in Stufen eine Höhe von ca. 125 cm erreicht. Der Altar war von mehreren schlichten Tempeln des späten 3. und frühen 2. Jahrtausends umgeben.

Auf der Westseite des Hügels fand man einen in den Fels geschlagenen, ca. 25 m tiefen Schacht, an den sich ein ca. 70 m langer Tunnel anschloß. Dadurch sicherten sich bereits die Kanaanäer einen ungehinderten Zugang zur Trinkwasserquelle außerhalb der Stadtmauer auch in Zeiten der Belagerung.

Von 1992 bis 2010 hat die "Megiddo Expedition" einen weiteren beispiellosen monumentalen Tempelkomplex aus der frühen Bronzezeit I ausgegraben (3000 v.Chr.) Dieser große Tempel gehörte seinerzeits nicht nur zu den größten Bauprojekten in der Levante, sondern lieferte überraschende neue Beweise für eine Gesellschaft, die für solch eine monumentale Architektur in der Lage war. Bisher hatte man dies weder an diesem Ort noch zu dieser Zeit erwartet. (vgl. Matthew J. Adams, et al. “THE RISE OF A COMPLEX SOCIETY: New Evidence from Tel Megiddo East in the Late Fourth Millennium.” Near Eastern Archaeology, vol. 77, no. 1, 2014, pp. 32–43. )


Funde aus israelitischer Zeit - Bauten Salomos (10 Jh. v.Chr.)

Salomo (10. Jh. v.Chr.) ließ rund um den Hügel in Megiddo eine Kasemattenmauer errichten, dazu eine aufwendige Toranlage mit einem 6-Kammer-Tor.

Er baute auch diverse Paläste (Nordpalast Nr. 6000 / Südpalast) und weitere Gebäude.

Die Nordseite des Nordpalastes (Nr. 6000) wurde in den vergangenen Jahren komplett abgetragen, so dass heute sehr gut die Fundamente der Kasemattenmauer zu sehen sind. Auf der Luftaufnahme von Abraham Gracier ist noch gut die Reste der vier Kammern in der Nordwand erkennbar.
Auf der Luftaufnahme aus dem Jahr 2017 sieht man jedoch nur noch die Kasemattenmauer unter der Nordwand des Palastes.

Datierungsprobleme: Yigael Yadin war der Meinung, daß die 6-Kammer-Toranlage in Megiddo aus der Zeit Salomos stammte. Das 4-Kammertor, das später darüber errichtet wurde, wies es der Zeit Ahabs zu. (Kommentar: Diese Datierung scheint zutreffend zu sein. Yadin war ein Archäologe, der die biblische Berichte für Tatsachen hielt).

Die modernen Ausgräber von Megiddo, wie z.B. Israel Finkelstein, sind jedoch der Meinung, daß die Toranlage während der Herrschaft von Jeroboam II. im achten Jahrhundert gebaut wurde. Das darüber gebaute 4-Kammer-Tor weisen sie dann der assyrischen Zeit zu (so ist es auf der Infotafel vor Ort zu lesen). (Kommentar: Die Datierungen von Finkelstein sind mit Zurückhaltung zu betrachten, da Finkelstein die biblischen Bericht für Mythen und Legenden hält.).



Megiddo Megiddo

==> Weitere Bilder der beiden Toranlagen


Funde aus israelitischer Zeit - Bauten Ahabs (9. Jh. v.Chr.)

Ahab (9. Jh. v.Chr.) ließ auf der salomonischen Kasemattenmauer eine neue Stadtmauer errichten und legte eine große Toranlage an. Er bautet einen Palast und mehrere Pferdeställe innerhalb des Festungsbereichs.

Die Ausgräber des "Chicago Oriental Institut" meinten in den 1930er-Jahren in der Schicht IV die berühmten "Ställe Salomons" entdeckt zu haben. Diese waren zur selben Zeit wie die feste Basteimauer errichtet worden. Doch Yadin wies nach, daß man mit dieser Deutung falsch gelegen hatte.

Yadin war 1960 nach Megiddo gekommen, um Datierungsprobleme der bisherigen Funde zu lösen. Das "Chicago Oriental Institut" hatte nämlich keine Erklärung für den Fund des Gebäudes #1723 im südlichen Areal. Der Bau hatte die Maße 22 x 22 m und gehörte zur Schicht IVB, lag also unter der Schicht IV. Und die Schicht IV hatten man in die Zeit Salomos datiert.

Dieses Gebäude #1723 war vermutlich ein Palast, der mit schön behauenen Quadersteinen errichtet worden war. Auch die gut durchdachte Struktur #1482, die ein wenig westlich von #1723 lag, gehörte ebenfalls in diese Zeit, ebenso wie weitere Bauten auf dem Areal. Da die Bastionstadtmauer auf den Ruinen dieser Bauten errichtet worden war, und man ja diese massiver Mauer Salomo zugesprochen hatte, konnten sich die US-amerikanischen Archäologen den Baumeister dieser Strukturen nicht erklären.

Um das Problem zu lösen begann Yadin 1960 auf der Nordseite des Areals zu graben. Hier fand er unter der Basteimauer einen Palast, dessen Südseite eine 2 m dicke Mauer hatte. Der Gesamtkomplex hatte die Maße 28 x 21 m und seine Vorderseite wies nach Süden. Im Norden, direkt am Rande es Tells, lagen fünf Räume, im Osten und Westen Hallen. Eine Ecke hatte einen Turm. Die ganze Stadt Megiddo hatte offensichtlich zu dieser Zeit eine Vielzahl an herrlichen Gebäuden.

Yadin deutet diesen Fund als einen Bau aus der Zeit Salomos. Bestätigung fand er auch durch die Keramikfunde, die sich dem 10 Jh. v.Chr. zuordnen ließen. Yadin konnte auch leicht erklären, wann dieser Bau zerstört wurde, nämlich bei der Einnahme Megiddos durch den Pharao Schischak, so wie es sich aus 2. Chronik 12,1-3 ableiten lässt. Das Ereignis datierte Yadin um das Jahr 923 v.Chr. (vgl. Yadin S. 216).

Yadin hatte somit entdeckt, daß die massive Basteimauer aus der Zeit Ahabs (9. Jh. v.Chr.) stammt und somit auch die sogenannten "Ställe Salomos". Salomo hatte die darunterliegende Kasemattenmauer errichten lassen und eine Vielzahl an weiteren Gebäuden, zu denen eben auch der nördliche Zeremonienpalast #6000, der quadratische Südpalast #1723 und die daneben liegende gut durchdachte Struktur #1482 gehörte.

Yadin entdeckte noch einen weiteren Bau aus der Zeit Salomos und zwar direkt südlich angrenzend an den Palast #6000. Von diesem Bau ist aber nicht viel übrig geblieben, weil frühere Ausgrabungen, die an dieser Stelle in große Tiefen reichten, nicht viel übrig gelassen hatten.



Archäologische Chronologie

nach Uwe Zerbst / Peter van der Veen: Keine Posaunen vor Jericho?, Edition Psacal 2005

Epoche Zeitraum Ereignis nach Frühdatierung
Kupferzeit vor 3400 v.Chr.  
     
Frühe Bronzezeit 3400 - 1900 v.Chr.  
FBZ I 3400 - 3000 v.Chr.  
FBZ II 3000 - 2700 v.Chr.  
FBZ III 2700 - 2300 v.Chr.  
FBZ IV 2300 - 1900 v.Chr.  
     
Mittlere Bronzezeit 1900 - 1550 v.Chr.  
MBZ I 1900 - 1750 v.Chr.  
MBZ II 1750 - 1650 v.Chr.  
MBZ III 1650 - 1550 v.Chr.  
     
Späte Bronzezeit I 1550 - 1400 v.Chr. Auszug aus Ägypten - ca. 1450 v.Chr. (laut biblischer Chronologie 480 Jahre vor dem salomonischen Tempelbau vgl. 1Kö 6,1)
Späte Bronzezeit IIa 1400 - 1300 v.Chr. Eroberung Kanaans durch Josua ab ca. 1400 v.Chr. - erste Zerstörung Hazors
Späte Bronzezeit IIb 1300 - 1200 v.Chr. Erneute Zerstörung Hazors zur Zeit der Richter (Deborah)
     
Eisenzeit I 1200 - 1000 v.Chr. König David ca. 1012-972 v.Chr.
Eisenzeit II 1000 - 587 v.Chr. König Salomo ca. 972-931 v.Chr.
Geteiltes Reich ab ca. 931 v.Chr.
König Abab 874-853 v.Chr.
König Jerobeam II. 782-753 v.Chr.
     
Persische Zeit 525 - 332 v.Chr.  
Hellenistische Zeit 332 - 37 v.Chr.  
Römische Zeit 37 v.Chr. - 300 n.Chr.  
Byzantinische Zeit 300 n.Chr. - 640 n.Chr.  



Stratigraphie in Megiddo
nach den Ausgräbern des Orientalischen Instituts Chicago

nach Yigael Yadin - Hazor

Schicht Zeitraum Funde
I um 350 oder 450 v.Chr. zerstört
II ein assyrischer Palast
III um 800 v.Chr.
IV Ställe, Basteimauer (#325) aus der Zeit Ahabs
IVB (von Albright eingeführt) Struktur #1482 - und ganze Reihe andere Bauten
IVB - VA Zerstörung der Gebäude in dieser Schicht durch Pharao Schischak um das Jahr 923 v.Chr.
VA
VB schwache Mauer, die unter dem Kasemattenboden liegt (Yadin S. 219)

David plünderte diese Stadt und machte sie zu einer kleinen israelitischen Siedlung (Yadin S. 220)
VIA um 1050 v.Chr. Eine verbrannte Schicht (dicke Ascheablagerung), die sich überall gleich zu erkennen gibt. (Yadin S. 220)

Funde: Bierkrüge im dekadenten Philisterstil (Yadin S. 222)
VIB  
VIIA
VIIB Schlußphase der Bronzezeit im 13. Jh. v.Chr.  
VIII Entspricht der Stadt zur Zeit der Auswanderung Abahams




Die Ausgrabungsareale in Megiddo



Die Ausgrabungsareale in Megiddo



Die Ausgrabungsareale in Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Megiddo



Weitere Informationen im Internet - deutsche Seiten

    Eine Arbeit am Martin-Buber-Institut für Judaistik, die sich an der Datierung von Finkelstein orientiert, der ein salomonisches Großreich leugnet.
    Dieses Papier ist mit Vorsicht zu genießen, da es die biblischen Berichte als nicht zuverlässig einstuft.
    Ein Beispiel, wie man als Theologe(!) die Bibel lächerlich macht.




Weitere Informationen im Internet - englische Seiten

    Finkelsteins liberale Thesen werden vorgestellt
    Nett gemacht mit schönen Bildern
    Bericht von Loud (Orientalisches Institut Chicago) über die vermeintlichen "Ställe Salomos".


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Dieses Papier ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt.

Ins Netz gesetzt am 30.1.2018; letzte Änderung am 20.04.2023

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