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Der Teich Bethesda in Jerusalem

1888 wurde der Teich Bethesda nördlich vom Jerusalemer Tempelbezirk gefunden.
(vgl. Bibel - Johannes 5)


Der biblische Bericht

Verschiedene Begebenheiten, die das Neue Testament schildert, stehen mit Hilfe archäologischer Entdeckungen in und um Jerusalem in einem neuen Licht da.

Der Teich Bethesda, der in Johannes 5,2 erwähnt wird, wurde von einigen im Nordosten der Altstadt Jerusalems vermutet, in dem Stadtteil, der im 1. Jahrhundert n.Chr. »Bezetha« oder »Neustadt« hieß.


Der nicht auffindbare Teich

Bis in das 19. Jh. konnte man diesen Teich jedoch archäologisch nicht nachweisen.

Das verleitete Bibelkritiker zu der Ansicht, Johannes hätte rein symbolisch von einem Teich mit 5 Säulenhallen gesprochen. Die 5 Säulen sollten an die 5 Bücher Mose erinnern und die Autorität von Jesus unterstreichen.


Der neuzeitliche Fund

Die Ausgrabungsgeschichte begann, als 1856 der Sultan das betreffende Gelände den Franzosen schenkte. Im Jahre 1888 stieß man bei Ausgrabungen in der Nähe der Kirche der Heiligen Anna (sie stammt aus Kreuzfahrerzeiten) in jenem Stadtteil auf die Überreste einer alten Kirche. Darunter fand sich eine Krypta, deren nördliche Mauer fünfmal durch imitierte Bogen unterteilt war. An dieser gleichen Mauer fanden sich auch Spuren eines alten Freskos, das einen Engel darstellt, der Wasser in Bewegung bringt. Zweifelsohne waren die Erbauer der Meinung, daß ehemals hier der Teich Bethesda gelegen war.

Weitere Ausgrabungen unterhalb der Krypta zeigten, wie berechtigt diese Vermutung war. Eine Treppe wurde bloßgelegt, die zu einem Teich hinabführte, an dessen Nordseite sich fünf offene Hallen befanden, genau unterhalb der fünf aufgezeichneten Bogen an der Nordwand der Krypta.

Die Ausgrabungen brachten einen Doppelteich zutage. Sowohl der Nordteich als auch der Südteich ähneln einem Trapez. Die beiden waren durch eine 6,5 Meter breite Mauer voneinander getrennt. Die Teichanlage umfaßte insgesamt ca. 5000 qm. Dieser Doppelteich wurde im Norden, Süden, Westen und Osten von einer Säulenhalle umgeben. Eine fünfte Säulenhalle war über einer Trennmauer errichtet.

Der Teich war bis zu 13 Meter tief und war in der Zeit des Herodes des Großen angelegt worden.

Bei den Ausgrabungsarbeiten mußte man bis zu 25 Meter hohe Schuttschichten abtragen. Der Nordteich wurde übrigens erst 1931 wiederentdeckt. Bei den Arbeiten kamen auch die Reste von jüdischen Bädern an Licht.


Archäologische Funde vor Ort

Die Ausgrabungen haben auf dem Gelände folgende Ergebnisse gebracht:

  1. In vorexilische Zeit wurde der nördliche Teich in den Felsen geschlagen. Gesammeltes Regenwasser wurde zum Tempel geleitet.
  2. Um 200 v.Chr. wurde das südliche größere Becken angelegt.
  3. Seit der Mitte des 2.Jh. v.Chr. bis zur Zerstörung des Tempels existierte an der Ostseite des Doppelteiches (ca. 5000 qm groß) eine jüdische Bäderanlage. Sie war rund um eine Zisterne angelegt.
  4. An dieser Stelle wurde unter Kaiser Hadrian (nach 135 n.Chr.) ein Serapis-Asklepios-Heiligtum errichtet.
  5. Die Byzantiner erbauten im 5. Jh. über den Teilen des Doppelteiches eine Basilika. Die der Herrenmutter Maria geweihten Kirche wurde 614 n.Chr. von den Persern zerstört.
  6. Die Kreuzfahrer erbauten an ihrer Stelle eine viel kleiner Kirche (einige Reste sind erhalten), südöstlich aber eine viel größere zu Ehren von Marias Mutter Anna, die laut Tradition, hier gelebt haben soll. Die Kirche wurde zwischen 1131 und 1138 im romanischen Stil errichtet.

Nur wenige Orte Jerusalems, die in den Evangelien erwähnt werden, lassen sich so klar identifizieren wie dieser.



Bilder - Der Teich Bethesda

Quellen und Literatur

F.F.Bruce: Die Glaubwürdigkeit der Schriften des Neuen Testaments, Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission, 1976, S. 100ff

Robert Liebi: Der Messias im Tempel, Bielfeld: CLV, 2003, S. 325

Gerhard Maier: Johannes-Evangelium, Teil 1, Bibelkommentar Band 6, Filderstadt: Hänssler-Verlag, 1984, S. 196

Joachim Jeremias: Die Wiederentdeckung von Bethesda, Göttingen, 1949

G. Kroll: Auf den Spuren Jesu, 1987, 10. Auflage, S. 248ff

Das große Bibellexikon, Wuppertal: R. Brockhaus-Verlag, Band 1, 1987

The Westminster Historical Atlas to the Bible, S. 99f

Rand McNally Bible Atlas, S. 392ff

E.J. Vardama, The Bible Translator, 14, 1963, S. 27-29

Jack Finegan: The Archaeology of the New Testament, Princeton: Princeton University Press, 1969, S. 142-147

John McRay, The Archaeology and the New Testament, 1991, S. 187



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Ins Netz gesetzt am 17.08.2006; letzte Änderung: am 09.06.10
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