Der "London-Hammer"

Kritik[ 1 ] an Hans-Joachims Zillmers unseriösen Thesen[ 2 ]


Die Problemstellung

In seinem Buch "Darwins Irrtum"[ 3 ] stellt der Ingenieur und Archäologe Hans-Joachim Zillmer einen kuriosen Fund vor: den sogenannten "London-Hammer". Laut Zillmer soll dieser Fund die radiometrischen Datierungsmethoden fragwürdig erscheinen lassen. Denn wenn das Gestein, in welchem der Hammer gefunden wurde, über 140 Millionen Jahre alt ist, müßte der Hammer also aus einer Zeit stammt, in der es eigentlich noch keine Menschen, geschweige denn Hämmer geben dürfte.

Zillmer selbst hält den Hammer für ein vorsintflutliches Artefakt, datiert ihn auf ca. 10.000 Jahre und will durch ihn etablierte Denkmodelle in Frage stellen.


London Hammer


Zimmers Darstellungen

Zillmer (2006) gibt eine genaue Beschreibung des Hammers und seines Fundes. So soll der Stiel außen versteinertes Holz und innen Holzkohle sein. Der Hammerkopf besteht aus 96,6 % Eisen mit 2,6 % Chlor und 0,74 % Schwefel. Die Analysen sollen im "Batelle Memorial Laboratory" unternommen worden sein. Gefunden wurde der Hammer im Jahr 1934 in der Nähe der Kleinstadt London im Bundesstaat Texas, damals komplett im Sandstein eingeschlossen.

Zillmer erweckt den Eindruck, daß der Hammer aus dem ihm umgebenden Felsen stammt. Es wird vermutet, so der Autor, daß diese Gestein mindestens 140 Millionen Jahr, möglicherweise auch 400 Millionen Jahre alt sein könnte.

Der Ingenieur im Wortlaut:

"Nachweisbar war der ganze Hammer einst komplett und ist immer noch teilweise von massivem Sandstein eingeschlossen. Ein Teil des Metalls ging mit dem umgebenden Material des Felsens eine chemische Verbindung ein. Daraus folgt zwangsläufig, daß der fossile Hammer vor der Entstehung des Steinmaterials entstanden sein muß! Das Alter des Gesteins wird von den Geologen auf mindestens 140, eventuell auch 400 Millionen Jahren geschätzt." (S. 22)

Soweit der Autor. Was sind aber die wirkliche Fakten?



Kritik an Zillmers Thesen

Erstens: Es muß festgestellt werden, daß der "Stein" mit dem Hammerkopf gar nicht am anstehenden Gestein befestigt war (Mackay 1985), sondern er lag lose auf einem Felsvorsprung in einem Bachbett nahe einem Wasserfall. Dort wurde der "Stein" von Ehepaar Hahn im Jahr 1934 bei einer Wanderung entlang des Red Creek ("Roter Bach") in der Nähe der kleinen Stadt London/Texas gefunden wurde. Schon die abgerundete Form des Kalksteines um den Hammer deutet darauf hin, das der Fund nicht erst gewaltsam vom Muttergestein gelöst wurde. Das hat für die Datierung Konsequenzen, denn damit ist natürlich eine Gleichaltrigkeit von Umgebungsgestein und Hammer nicht mehr gegeben.

Zweitens: Das Mineral, in das der Hammer eingebettet ist, ist kein "Sandstein" (Zillmer) ist sondern "Kalkstein". Das ist ein Unterschied. Kalkstein ist überwiegend aus Calciumcarbonat bestehendes Sedimentgestein, meist mariner Entstehung. Sandstein ist ein aus Sand bestehendes Sedimentgestein, das durch kalkiges, kieseliges oder toniges Bindemittel diagnetisch[ 4 ] verfestigt ist.

Drittens: Es ist zu bedenken, daß der Kalkstein selbst nie einer radiometischen Datierung unterzogen worden ist. Alle Angaben über sein mögliche Alter sind reine Spekulation.

Viertens: Zillmers Urteil über den Hammer ist unseriös. Auch wenn die Herstellungstechnik eines solchen Stahls heute nicht mehr bekannt ist, ist eine Datierung in die vorsinflutlich Zeit abstrus. Cole (1985) stellte nämlich fest, daß der Hammer vergleichbaren Hämmern gleicht, wie sie im 19. Jahrhundert bei amerikanischen Bergleuten in Gebrauch waren.

Fünftens: Die von Zillmer erwähnt teilweise Versteinerung des Schaftholzes konnte G.J. Kuban nicht nachvollziehen. Kuban, der selbst den Hammer in Augenschein genommen hat, konnte keine Versteinerung erkennen. Kuban weist auf die Bestätigung anderer hin, daß das Schaftholz verhältnismäßig frisch aussieht und sich von moderen Harthölzern kaum unterscheidet.

Zusammenfassung: Eine nüchterne Beurteilung des Funde kommt deshalb zu folgendem Ergebnis:

Vermutlich stammt der Hammer aus dem 19. Jahrhundert. Wenn damals ein Bergarbeiter seinen Hammer in einer Grube verloren hätte, könnten lösliche Minerale das das Werkzeug umgebende Lockergestein gehärtet haben. Es bildet sich dann eine sogenannte "Konkretion"[ 5 ].

Darüber hinaus deutet schon die Form des Hammers selber auf ein sehr junges Alter hin. Zillmers These, es handle sich bei diesem Hammer um einen Fund aus vorsinftlutlicher Zeit ist somit unseriös und irreführend. Wer mit solchen "revolutionierden Erkenntnissen" die Evolutionstheorie Darwins widerlegen will, verliert seine Glaubwürdigkeit.

Dennoch offenbart dieser Fund eine wertvolle Erkenntnis: Der London-Hammer ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie sich innerhalb von wenigen Jahrzehnten Kalksteingebilde formieren können. Jahrtausend und Jahrmillionen sind dazu nicht nötig.



Fussnoten:

[ 1 ] Grundlage für diesen Artikel ist das englischsprachige Dokument von Glen J. Kuban, The London-Hammer. Hier finden Sie auch die Literaturangaben.

[ 2 ] Hans-Joachims Zillmers Artikel über diesen Hammer finden Sie z.B. hier: Die Evolution, frei erfunden? und [PDF] Der fossilie Hammer

[ 3 ] Hans-Joachim Zillmer, Darwins Irrtum, Vorsintflutliche Funde beweisen: Donosaurier und Menschen lebten gemeinsam, München: LangenMüller, 2006

[ 4 ] diagnetisch = nachträglich durch Druck und Temperatur verändert

[ 5 ] Konkretion bezeichnet eine unregelmäßige, häufig auch rundlich gestaltete Mineralmasse, die in einem anders gearteten feinkörnigen Sediment aus einer wässrigen, zirkulierenden Lösung (Porenwasser) ausgefallen ist. Die Konkretion setzt an einem Kristallisationsmittelpunkt an, meist bedingt durch einen anderen Chemismus und wächst allmählich nach außen weiter. Es gibt Karbonatkonkretionen bis zu Ballgröße. (Wikipedia)



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Ins Netz gesetzt am 23.03.2007; letzte Änderung: am 03.04.2017

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