Israelgruss - An die ganze Welt

 

Liebe Welt,

es scheint schwierig zu sein, Dein Wohlgefallen zu erringen.

Wenn ich es richtig verstehe, bist Du ärgerlich über uns hier in Israel. Ja, anscheinend bist Du sogar sehr ärgerlich und zornig auf uns.

Es sieht so aus, als ob Du Dich andauernd über uns ärgerst. Heute über die "brutale Unterdrückung der Palästinenser", gestern über den Libanon und zuvor über die Bombardierung des Atomreaktors in Bagdad oder über den Jom-Kippur-Krieg. Anscheinend ärgert es Dich am allermeisten, wenn Juden die Oberhand gewinnen und aufgrund dessen leben.

Es war ja schon lange bevor es den heutigen Staat Israel gab, dass wir, das jüdische Volk, Dir, liebe Welt, Anlass zum Ärger gaben. Wir waren ein Anstoß für das deutsche Volk, das daraufhin Hitler wählte, und wir erregten das österreichische Volk, das Hitlers Einzug in Wien mit frenetischem Jubel begrüßte. Und wir waren ein Ärgernis für eine ganze Reihe slawischer Nationen - für die Polen, Slowaken, Litauer, Ukrainer, Russen, Ungarn und Rumänen.

Wir könnten weit, weit zurückgehen in der Geschichte der weltweiten Verärgerung. Wir waren ein Ärgernis für Tschmielnizkys Kosaken, der Zehntausende von uns in den Jahren 1648-1649 in grausamen Massakern umbrachte; wir waren auch den Kreuzfahrern ein Dorn im Auge, die auf ihrem Weg zur Befreiung des Heiligen Landes so verärgert über die Juden waren, dass sie Unzählige von uns regelrecht abschlachteten. Jahrhundertelang regten wir auch die römisch-katholische Kirche auf, die größte Mühe darauf verwandte, unser Verhältnis zueinander durch Inquisitionen zu definieren. Und wir ärgerten den Erzfeind der katholischen Kirche, Martin Luther, der mit seinem Aufruf, die Synagogen mitsamt aller Juden darin zu verbrennen, einen bewundernswerten ökumenisch-christlichen Geist demonstrierte.

Weil wir selbst begannen, uns darüber zu ärgern, dass wir Dich, liebe Welt, ständig verärgerten, beschlossen wir, Dich gewissermaßen zu verlassen und einen jüdischen Staat zu gründen. Der Beweggrund war, Dich aus dem engen Kontakt, in dem wir mit Dir lebten - sozusagen als ständig ungeliebte Fremde in den verschiedenen Ländern, aus denen Du bestehst - zu befreien, um Dich nicht mehr aufzuregen, Dich nicht mehr zu irritieren und Dich nicht mehr zu stören. Was könnte also besser sein, als Dich zu verlassen und gerade dadurch unsere Liebe zu Dir zum Ausdruck zu bringen - in der Hoffnung auf Gegenliebe von Dir? Und so entschlossen wir uns, in unsere Heimat aufzubrechen -jene Heimat, von der wir 1900 Jahre zuvor vertrieben worden waren von einer damals römischen Welt, der wir anscheinend ebenfalls ein Ärgernis gewesen waren.

Nun, liebe Welt, es scheint wirklich schwer zu sein, Dein Wohlgefallen zu erringen. Nachdem wir Dich und Deine Pogrome, Inquisitionen, Kreuzfahrten und Holocausts verlassen und uns von der Welt im allgemeinen verabschiedet hatten, um ganz allein in unserem eigenen kleinen Staat zu leben - regen wir Dich immer noch auf.

Du regst Dich auf, dass wir die Palästinenser unterdrücken. Du bist sehr verärgert über die Tatsache, dass wir die seit 1967 besetzten Gebiete nicht aufgeben, was natürlich in Deinen Augen das Haupthindernis für Frieden im Nahen Osten ist.

Moskau ist empört und Washington verstimmt. Die Araber sind wütend, und sogar die freundlich-moderaten Stimmen in Ägypten nehmen Anstoß an unserer Präsenz.

Nun also, liebe Welt, nimm bitte die Reaktion eines einfachen, normalen Juden aus Israel zur Kenntnis.

In den Jahren 1920, 1921 und 1929 gab es die besetzten Gebiete von 1967 noch gar nicht, die einen Frieden zwischen Juden und Arabern hätten verhindern können. Überhaupt gab es noch keinen jüdischen Staat, über den sich irgendjemand hätte aufregen können. Nichtsdestotrotz brachten die "armen unterdrückten" Palästinenser Hunderte von Juden um - in Jerusalem, in Jaffa, in Safed und in Hebron. 67 Juden wurden allein in Hebron an einem einzigen Tag ermordet - und das war 1929.

Liebe Welt, warum dieses Massaker der Araber bzw. Palästinenser an 67 Juden im Jahr 1929? Konnte es schon ihr Vor-Ärger über die "israelische Aggression" im Jahr '67 gewesen sein?

Und warum wurden 510 jüdische Männer, Frauen und Kinder in den arabischen Aufständen der Jahre 1936 - 1939 umgebracht? Geschah dies etwa auch, weil die Araber in weiser Voraussicht wütend waren über die Ereignisse von 1967? Und als Du, liebe Welt, im Jahr 1947' einen UN-Teilungsplan vorlegtest, der einen palästinensischen Staat neben einem israelischen Staat vorsah, als da die Araber aufschrieen, in den Krieg zogen und 6.000 Juden umbrachten, war ihre Wut im Bauch damals auch schon durch die "Aggression des Jahres '67" hervorgerufen? Und übrigens, liebe Welt, warum haben wir damals keinen Aufschrei von Dir über diese Ungerechtigkeit vernommen?

Jene Palästinenser, die heute mit Sprengkörpern, Brandbomben und Steinen Juden umbringen, sind Teil des gleichen Volkes, das - schon zu einer Zeit, als sie noch all die Gebiete besaßen, die sie nun für ihren Staat fordern - versuchte, den jüdischen Staat "im Meer zu versenken". Die gleichen hasserfüllten Gesichter, dieselben Schreie "idbah-al-yahud" ("Schlachtet die Juden!`), die wir heute hören und sehen, waren schon damals zu sehen und zu hören. Ein Volk - ein Traum. Zerstört Israel!

Was ihnen damals misslang, davon träumen sie heute - und wir sollen sie ja nicht "ärgern".

Liebe Welt, Du hast beim Holocaust zugeschaut und auch 1948, als sieben Staaten einen Krieg gegen uns begannen, den die arabische Liga stolz mit den MongolenMassakern verglich. Du schautest zu, als Nasser 1967 unter großem Beifall der Massen in jeder arabischen Hauptstadt dieser Welt schwor, "die Juden ins Meer zu treiben".

Ebenso würdest Du morgen zuschauen, wenn Israel mit seiner völligen Vernichtung konfrontiert wäre. Und da wir nun einmal wissen, dass diese unsere Vernichtung der tagtägliche Wunschtraum vieler Araber und Palästinenser ist, werden wir unser Möglichstes tun, um in diesem unserem Land am Leben zu bleiben. Falls Du Dich dadurch gestört fühlen solltest, liebe Welt, nun, dann denk doch einfach mal daran, wie oft Du uns in der Vergangenheit verärgert hast.

Jedenfalls, liebe Welt, wenn wir Dir ein Ärgernis sind, dann gibt es hier einen Juden in Israel, dem das völlig egal ist.

© 2001 Ariel Ben Attar, Viola Oberrauch (Übersetzung ins Deutsche)

Quelle: ICEJ - Informationen Herbst 2001

 

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Ins Netz gesetzt am 3.2.2002; letzte Änderung: am 16.04.2010

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