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"Mea Shearim" in Jerusalem

Sehenswürdigkeiten in der westlichen Jerusalemer Neustadt

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Die Geschichte von Mea Shearim

Der Eingang zu "Mea Shearim" ist nicht zu übersehen. Große Schilder geben klare Verhaltsanweisungen: "Bitte kleiden Sie sich bescheiden, wenn Sie dieses Viertel besuchen. Bitte unterlassen Sie es, in Gruppen durch unser Viertel zu gehen. Sie verletzen unsere Gefühle!" Die hier wohnenden ultra-orthodoxen Juden machen allen Besuchern deutlich, daß man sich ab jetzt auf besonderem Terrain befinden. Seit Ende des 19. Jh. wohnen in diesem Viertel fromme aschkenasische Juden, die mit ihrer Lebensweise und durch ihre Umgangssprache Jiddisch zu anderen Menschen auf Abstand gehen. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie hier von den Einwohnern ignoriert werden oder abweisende Haltungen erfahren.

1875 verließ eine Gruppe gesetzestreuer Juden die schützende Altstadt, um sich außerhalb der Stadtmauern abzusondern, genau zwischen dem "himmlischen und irdischem Jerusalem". Ihr geistliches Oberhaupt war Meir Ben Isaak Auerbach (1815-1878). Er war vormals der "Rabbi von Kalisch", stammte aus dem polnischen Dobra und war 1860 aus Liebe zum Heiligen Land nach Jerusalem übergesiedelt. Hier wurde er Oberrabiner der askenasischen Juden.

Mea Shearim war das zweite jüdische Viertel außerhalb der Altstadt. Schon 1858 hatte der britisch-jüdische Millionär Moses Montefiore (1784-1885) in "Yemin Moshe" die sogenannten Tura-Häuser errichten lassen. Dies waren niedrige, zinnverzierte Wohnhäuser, die man in Anlehnung an Jesaja 32,18 "Mishkenot Shaananim" (ruhevolle Wohnstätten) nannte.

Als in Mea Shearim die neue Wohnanlage gebaut werden sollte, beauftragte man Conrad Schick mit dem Entwurf der Anlage.

Conrad Schick war ein deutscher Architekt, Archäologe und evangelischer Missionar. Als er 1901 starb, trauerte ganz Jerusalem.

Schick wurde 1822 in Bitz, Baden-Württemberg, geboren. Nach dem Studium in Basel folgte der talentierte Holzhandwerker im Alter von 24 Jahren einem missionarischen Ruf nach Jerusalem. Dort wollte er Juden für den Glauben an Jesus Christus gewinnen. Er wurde dann aber zu Jerusalems berühmtesten Architekten der Neuzeit, denn als er die engen Bethäuser sah, sagte er sich: "Hier braucht man nicht nur Heiligen Geist, sondern auch Sauerstoff".

Schick kam als Chrischona-Missionar nach Palästina und gründete zusammen mit Ferdinand Palmer ein Brüderhaus für Handwerker-Missionare.

Später schloss Schick sich allerdings den Angelikanern an, da sie sich, so wie er, stark sozial engagierten, indem sie z.B. den Einheimischen ein Handwerk beibrachten.

Damals war die deutsche Kuckucksuhr etwas ganz Besonderes. Wer es sich leisten konnte, hatte eine, und Schick verdiente zeitweilig seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Kuckucksuhren.

Schick war handwerklich sehr versiert. Er baute eine beachtenswerte Reihe von Modellen des Jüdischen Tempels, die man z.T. heute in der Christ-Church am Jaffator besichtigen kann. Sein Nachbau der Stiftshütte wurde in Jerusalem von zahlreichen Staatsoberhäuptern besichtigt und wurde im Vereinigten Königreich und auf der Weltausstellung 1873 in Wien gezeigt. Es wurde dann vom König von Württemberg gekauft, der Schick für seine Leistungen in den Ritterstand erhob.

Schick baute auch ein Modell des zeitgenössischen Tempelberges und Felsendomes für den osmanischen Sultan. Sein letztes Modell, in vier Teilen, von denen jedes den Tempelberg in einer Zeit darstellt, wurde auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis / USA gezeigt.

Neben der Planung von Mea Shearim gestaltete Schick auch die anglikanische St. Pauls-Kapelle, das Talitha-Takumi und das Diakonissenkrankenhaus in der Neviim-Straße (Prophetenstraße). Dieses ist heute als Bikur-Cholim-Krankenhaus bekannt ist und wird meist von orthodoxen Juden benutzt.

Schicks Wohnhaus, das "Tabor-Haus" (von Psalm 89,12 abgeleitet) ist bis heute wie ein Siegel seiner Werke in Jerusalem. Die Fassade des Gebäudes zeigt immer noch Alpha und Omega in Stein gemeißelt, dazu seine Initialen "CS" und die seiner Frau: "F.D." Heute beherbergt es das "Swedish Theological Institute".

Schick war verheiratet. Seine Frau war die deutsche Missionarin Fredericka Dubler.

Schick wurde vor allem durch seine 50-jährigen archäologischen Untersuchungen in Jerusalem und Umgebung bekannt. Er arbeitete viele Jahre für den Palestine Exploration Fund und veröffentlichte in der Zeitung des Funds. Ebenso war er für den Deutschen Palästinaverein aktiv und schrieb für dessen Zeitschrift.

Schick ist auf dem evangelischen Friedhof am Zionsberg begraben, nahe beim Grab von Oskar Schindler. (Quelle: Wikipedia und NAI 4-2010)

Namensgebend für diese autarke Siedlung waren zwei Worte aus dem Wochenabschnitt der Tora, der zum Zeitpunkt der Gründung der Mea Shearim-Gesellschaft gelesen wurde: „Und Isaak säte in seinem Lande und erntete in jenem Jahre hundertfach (mea shearim), denn der Herr segnete ihn.“ (1. Mose 26,12)

1880 waren die ersten hundert kleinen Wohnungen bezugsbereit. Sie gruppierten sich um einen offenen bepflanzten Hof, der später durch Kuhställe ersetzt wurde. Bis zur Jahrhundertwende entstand eine komplexe eigene Kleinstadt mit rund 300 Wohneinheiten.

Neben orthodoxen Juden aus anderen Teilen Palästinas siedelten sich vor allem gesetzestreue Juden aus Polen und Ungarn in Mea Shearim und seiner unmittelbaren Umgebung an.






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Beschreibung von Mea Shearim

An vielen Häusern dieses Viertels ragen kleine mit Eisengittern umgebene Balkons über die Straße hervor. Die Innenhöfe und die enge belebte Straßen verleihen dem Wohngebiet den Charakter des osteuropäischen "Stetels", aus denen seine Bewohner stammen.

Man kleidet sich auch wie im osteuropäischen Stetel mit Schtreimel (pelzbedecktem Hut), Peiyot (Schläfenlocken), Kippa (kleine Kappe) und gestreiftem Kaftan. Man spricht Jiddisch, denn Hebräisch gilt hier als heilige Sprache und ist allein dem Torastudium und dem Gebet vorbehalten.

Eine der extremen Gruppen in Mea Shearim ist "Nature Qarta" (Verteidiger der Stadt). Diese Extremisten anerkennen die Existenz des Staates Israel nicht, das sie die Auffassung vertreten, dass dieser erst bei der Ankunft des Messias errichtet werden kann. Die Nature Qarta sind oft sehr heftig und scheuen vor tätlichen Auseinandersetzungen mit ihren Widersachern nicht zurück. Sie verweigern auch den Wehrdienst.

Das hebräische Volk hat sich mit ihrer Existenz abgefunden, denn, so sagen manche, gerade der unnachgiebigen Haltung solcher Männer vedankt Israel seine heutige Existenz.

Zahlreiche Geschäfte in Mea Shearim bieten Gebetsbücher und jüdische Kultgegenstände zum Kauf an. Hier kann man somit problemlos Silberleuchter, Mesusot (Kapseln für die Türpfosten), Jarmulkas (Kopfbedeckung für die Männer), Talits (Gebetschals), Tifillim (Gebetsriemen) und viele andere rituelle Gegenstände erwerben.

Der Markt als das Zentrum des Mea-Shearim-Viertels ist vor allem am Tag vor dem Sabbat voller Aktivität und für jeden Besucher ein Erlebnis. Allerdings sollte man dabei auf einige Vorschriften achten, um mit den ultra-orthodoxen Juden keine Schwierigkeiten zu bekommen. Es empfiehlt sich, dieses Viertel in nicht zu auffälliger oder leichter Kleidung zu besuchen (Beine und Arme sind zu bedecken, Frauen sollten keine Hosen tragen, Männer keine Shorts). Am Sabbat und den jüdischen Feiertag ist es übrigens verboten, mit dem Auto nach Mea Shearim zu fahren, hier zu fotografieren und zu rauchen.

Wenn man die Mea Shearim Straße von Osten - vom Ministerium für Erziehung her kommend - betritt, sieht man nach wenigen Metern auf der rechten Seite das ominöse, moderne weiße Gebäude "Jeschiwa Toldot Ahraon". Der Bau ist die Hochburg der antizionistischen, radikalsten Ultraorthodoxen, der Chassidim um Reb Aharon (Toldos Aharon [englisch]). Diese Ultraorthodoxen tragen gestreifte (statt schwarzer) Kleidung und die großen weißen Kappen, die unter den Hüten hervorschauen.

Wenige Meter weiter vorne steht links an der Ecke das Gebäude "Jeshiwa Chassidei Breslav", Synagoge und Lehrzentrum der orthodoxen Juden, die der Breslover Richtung folgen. Dieses Zentrum wurde 1953 von Rabbi Eliyahu Chaim Rosen gegründet.

Am östlichen Ende der Ein Yaakov-Straße befindet sich das Zentrum der "Toldos Abraham Yitzak" Gruppe, eine Absplitterung von "Toldos Aharon".

In einer der Seitenstraßen der Ein-Yaakov-Straße (sie verläuft etwas südlich, parallel zur Mea Shearim-Straße) erhebt sich das "Beit Abraham" (Abrahams Haus).




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Ins Netz gesetzt am 04.07.2012; letzte Änderung am 12.02.2022

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