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Die "Turba Barakat Khan" in Jerusalem

Sehenswürdigkeiten im südlichen arabischen Altstadtviertel von Jerusalem

Die Bilder sind vergrößerbar.


Kurze Info: Die Mameluken in Jerusalem


Lage des Mausoleums und Geschichte

In der Kettenstraße, direkt an der Ecke zur HaKotel-Straße steht ein wenige beachtetes Gebäude. Dabei hat es eine interessante Geschichte, da der Bau vier Bauphasen aufweist.

Die älteste Bauphase ist nicht mehr datierbar. Sie wird durch die untersten groben Quaderlagen repräsentiert.

Über ihnen wurden in der Zeit der Kreuzfahrer zwei Ladengewölbe errichtet. Die beiden Spitzbögen stammen aus jener Zeit.

Wenige Jahrzehnte nach der Kreuzfahrerherrschaft über Jerusalem wurde westlich der Markthallen ein Mausoleum für den Emir Barakat Khan errichtet. Von diesem Eingang ist heute nur noch die romanische Verzierung über dem Fenster zu erkennen.

Barakat Khan befehligte die khwaresmischen Söldner, einen wilden Tatarenstamm, die 1244 Jerusalem für immer von den Kreuzfahrern befreite. 1246 wurde er in Damaskus ermordet und dort beigesetzt.

Später ließ ihm jedoch sein Sohn Badr ad-Din Mohammed Bek in Jerusalem dieses Mausoleum errichten und seinen Vater hierher überführen. Diese Turba war das früheste mamelukische Grabmal innerhalb der Stadtmauer. Auch Badr ad-Din Mohammed und sein Bruder wurden später hier neben dem Vater bestattet. Inschriften dazu befinden sich über ihren Gräbern.



Struktur des Mausoleums

Der Bau lässt fünf Bauphasen erkennen.

1. Bauphase - nicht datierbar

Die älteste Bauphase ist nicht mehr datierbar. Sie wird durch die untersten groben Quaderlagen repräsentiert, die das Fundament der Nordfassade bilden.


2. Bauphase - in der Kreuzfahrerzeit

Über der untersten Steinlage wurden in der Zeit der Kreuzfahrer mindestens drei Ladengewölbe errichtet. Die drei Spitzbögen, die in der Fassade erkennbar sind, stammen aus jener Zeit.

Diese Bögen waren ursprünglich offen und bildeten den Zugang zu den Läden. In mamelukischer Zeit wurden diese Bögen in das Mausoleum integriert.

Der westliche Stützpfeiler dieser Bogenanlage ist breiter als die anderen. In ihr wurde später ein Fenster eingebaut, das Licht in die Bibliothek führt.


3. Bauphase - zwischen 1264 - 1280 n.Chr. (Bau der Turba)

Es lässt sich nicht mehr ganz genau nachvollziehen, wer der Erbauer dieses Mausoleums ist.

Benannt wurde die Turba nach dem Emir Husam ad-Din Barakat Khan ibn Daulat Khan. Er hatte zwei Söhne: Badr Ad-Din Mohammed Bak und Husam ad-Din Kara Bak.

Gründer der Turba war vermutlich sein Sohn Badr, wie es aus dem Haram-Dokument Nr. 36 hervorgeht. Dieser starb 1279 in Damaskus.

Beim Bau des Mausoleums wurde westlich der Kreuzfahrerbögen ein Anbau errichtet. Die Westmauer der Kreuzfahrerbögen bildete nun die Ostwand des Anbaus und eine neu errichtete Mauer bildete die Westmauer dieses Saales. Die Nordseite wurde mit einem aufwendigen Portico versehen.

Das Portal wurde mittig in die Fassade gesetzt, sodass sie den Eingang zum Mausoleum bildete.

Um 1900 war diese Türe noch offen, sie wurde jedoch um 1920 blockiert und mit einem Fenster versehen.


4. Bauphase - 1390 n.Chr. (Umbau der Turba)

Dank der zweizeiligen Bauinschrift direkt über dem Fenster im verbauten Kreuzfahrerspitzbogen lässt sich diese Phase genau datieren.

Im Jahr 1390 ließ ein gewisser Mohammed ibn Ahmed ibn Timur das Mausoleum umgestalten.

"Dieses Fenster und die Decke über der Turba des verstorbenen Prinzen Husam ad-Din Baraka Kahn und die Decke und der obere Stock und das gesegnete Portal und der Brunnen und die Läden und ihre oberen Stockwerke und die fünf Apartments im Waqf-Haus wurden errichtet durch Mohammed ibn Ahmed ibn Timur am 11.10.1390"

Bei diesen Umbauarbeiten wurden beide Bögen aus der Kreuzfahrerzeit verschlossen. In den östlichen Bogen wurde ein typisches mamelukisches Nischenportal eingesetzt und daneben ein öffentlicher Brunnen. Der westliche Bogen erhielt ein Fenster, das mit einem schmiedeeisernen Gitter geschmückt ist.

Ebenso wurde eine Decke über die Turba errichtet, ein zweiter Stock aufgesetzt, Läden und fünf Apartments in einem Waqf-Haus errichtet. Davon ist leider nichts mehr erkennbar. Von den zweiten Stock ragen vermutlich die Stützen eines Balkons oben aus der Mauer heraus.

Im Zuge dieses Umbaus wurden drei Gräber oder vielleicht auch nur die Kenotaphe aus der westlichen Anbauhalle nach Osten hin in die Kreuzfahrerhallen verlegt.

Beim verschlossenen westlichen Kreuzfahrerbogen achte man besonders auf den doppelten Sturz des Mittelfensters. Das fein ausgeführte Mittelstück des verblendeten Sturzes enthält das Wort "Allah".

Über diesem Sturz befindet sich eine siebenzeilige Inschrift mit folgendem Hinweis (CIA #59):

Ab 4. Zeile: "Hier die Turba des armen Dieners, der auf Allahs Barmherzigkeit und Vergebung angewiesen ist, Barakat Khan. Möge Allah sein Grab erleuchten! Er starb am Freitag 1. Muharram H. 644 (18. Mai 1246). Möge ihm Allah Vergebung gewähren und seinen Eltern und dem, der für seine Vergebung bittet. Amen. Herr der Welten. Und Allahs Segen über unseren Herrn Mohammed ..."

Das Wappen beiderseits der zweizeiligen Bauinschrift hat keine Entsprechung in der Mamelukenheraldik und könnte ein persönliches Emblem des Barakat Khan sein.

1901 wurde das Mausoleum in den Lesesaal der Khalidi-Bibliothek umgewandelt.

Die Khalidi-Bibliothek war einer der ersten öffentlichen Bibliotheken des osmanischen Palästina und bestand hauptsächlich aus arabischen Werken von Hadsch Raghib al-Khalidi, einem islamischen Richter und Mitglied der prominenten und wohlhabenden Khalidi-Familie in Jerusalem.

Die Bibliothek bestand aus ca. 1.200 Bänden der persönlichen Sammlungen von Büchern und Handschriften, die von der Familie Khalidi im Verlauf mehrerer Jahrhunderte gesammelt worden waren. Dies machte die Khalidi-Bibliothek zu einer der größten Sammlungen arabischer literarischer und historischer Dokumente in der Levante, die von Arabern in Palästina auf gebaut wurden.

Heute besitzt die Khalidi-Bibliothek die größte private Sammlung von Handschriften in Jerusalem.

Wohl um 1920 wurde das westliche Nischenportal bis auf ein Fenster vermauert. Dabei wurden auch die Ellbogenkapitelle der Laibungen entfernt.

Deutlich ist an den noch erhaltenen Kämpfergesimsen das Rosetten- und Würfelfries zu sehen, das das Nachwirken der Kreuzfahrerkunst erkennen lässt. Auch die mit Zickzack-, Polster- und Rankenfries dekorierte Archivolte lässt den Einfluß der spätromanische Kunst der frühen Kreuzfahrer deutlich sichtbar werden.

Heute bildet ein nicht mehr überdachter Hof die Mitte dieses Mausoleums bzw. Bibliothek. Hier liegen die Gräber als flache Kenotaphe von Barkat Khan und seinen beiden Söhnen an der Westseite des Hofes. An dieser Seite führt ein Eingang in den heutigen Lesesaal der Bibliothek.

Die diversen Kapitelle und geschnitzte Steine mit Schilden, die an den Wänden des Hofes zu sehen sind, sind Kreuzritterspolien.


5. Bauphase - Osmanische Zeit

Auch zur Zeit der Osmanen wurde an diesem Gebäude gearbeitet und zwar an der Ostseite. Diese ist zwei Stockwerke hoch und hat eine Tür, ein unteres Fenster und vier obere Fenster mit osmanischen Rahmen aus dem 19. Jahrhundert.




Turba Baraka Khan in Jerusalem - vergrößerbar



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Literatur



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Ins Netz gesetzt am 13.05.2017; letzte Änderung 12.04.2018

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