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Das Proselytendekret und die Rolle der Orthodoxen im ÖRK


Schulterschluss zwischen Evangelikalen und Orthodoxen

Auch wenn die Orthodoxen Kirchen im ÖRK schriftgebundene Positionen zu den moralischen Entgleisungen und theologischen Fehlentwicklungen westlicher Kirchen beziehen, sollte man sie nicht überschätzen. Die Stellungnahmen und Handlungsweisen der Orthodoxen sind für biblisch orientierte Christen sehr widersprüchlich. Manchem lehrmäßig mutigen Bekenntnis der Orthodoxen steht ein antimissionarisches Staatskirchenbild und ein magischer Sakramentalismus gegenüber. Innerlich ähneln die Orthodoxen Kirchen der Römisch-Katholischen Kirche. Teilweise sind sie noch stärker dem Ritualismus verfallen. Die Theologie der Orthodoxen Ostkirchen ist in der Gelehrsamkeit des frühen Mittelalters und gesetzlichem Festhalten an altkirchlichen Ritualen erstarrt. Volkstümliche Überlieferungen sind in christlichem Mantel in diesen Kirchen aufgegangen. In vielen orthodoxen Nationalkirchen gibt es so gut wie keine Wortverkündigung. Der Gottesdienst besteht nur aus einer stundenlangen Litanei. Diese Liturgie wird in einer unverständlichen mittelalterlichen Kirchensprache zelebriert, sodass die Teilnehmer den Wortlaut nicht begreifen können. Bilderdienst, Heiligenverehrung und magische Handlungen lassen kaum lebendigen Glauben in ihren Reihen aufkommen.

Allerdings ist es beschämend, dass nicht die vorgeblich am biblischen Wort orientierten Protestanten des Westens die heutigen theologischen Fehlentwicklungen von Synkretismus über Feminismus bis hin zur Segnung außerehelicher und homoerotischer Lebensgemeinschaften im ÖRK anprangern, sondern im Kult erstarrte Orthodoxe. Nach der ÖRK-Vollversammlung von Harare wurde bekannt, dass sich eine geistliche Allianz zwischen Orthodoxen und so genannten Evangelikalen, die sich noch zum Ökumenischen Rat halten, heraus kristallisiert hätte. Die mit den Orthodoxen sympathisierenden Evangelikalen müssen aufpassen, dass sie nicht blind für die Wirklichkeit werden. Orthodoxe Kirchen sind von missionarischer Verkündigung der rettenden Liebe Gottes und der vergebenden Gnade Jesu Welten entfernt. In ihrem Kult haben Priester mehr Ähnlichkeit mit Medizinmännern als mit Predigern des Evangeliums. Es zeigt sich, dass die ökumenegläubigen Evangelikalen in der Gefahr stehen einer Verblendung auf dem Leim zu gehen. Sie scheinen nicht zu bemerken, welch tiefe Kluft zwischen einer mit Heidentum vermischten Ostkirche und der Verkündigung des Evangeliums besteht. Sie bemerken auch nicht, dass Roms Kirche unter "Reevangelisation Europas" (Begriff von Papst Johannes Paul II.) eine neue Gegenreformation ansteuert.


Proselytendekret - eine satanische Waffe gegen die Evangelisation

Dass es der Orthodoxie mehr um Macht über Territorien als um das Evangelium geht, weiß jeder Kenner der ostkirchlichen Verhältnisse. Bei den orthodoxen Staatskirchen gibt es kaum Verständnis für geistlich gewirktes Leben, dass nicht in totaler Kirchenunterwürfigkeit existiert. Dies wird an der Entwicklung der orthodox geprägten Staaten des früheren s owjetischen Machtbereiches schmerzhaft deutlich. In den neuen Religionsgesetzen dieser Staaten wird auf Betreiben der Orthodoxen Kirche jede biblisch orientierte Missionsarbeit erschwert. Teilweise werden evangelistische Veranstaltungen mit Hilfe des Staates verboten und missionarische Bemühungen bekämpft.

Eine Kirche, die meint, dass die Teilnahme an ihren Liturgien und Sakramenten selig macht, begreift nicht die Notwendigkeit der Weckung persönlichen Glaubens. Selbst wo bei ihr noch Glaubenssubstanz vorhanden ist, hält sie im Zweifelsfall die Treue zur Orthodoxen Kirche für wichtiger als persönliche Jesusnachfolge. In dieser Weise nutzte sie vom Anfang an ihren Einfluss im ÖRK. Zur Zeit ist Katholokos Aram I. der Vorsitzende (Moderator) des Zen tralausschusses des ÖRK. Als Oberhaupt der (orthodoxen) Armenisch-Apostolischen Kirche verurteilte er während der Vollversammlung im Dezember 1998 in Harare die "Abwerbung von orthodoxen Kirchenmitgliedern durch aggressive Evangelisation".

Mit einem Mal bestand wieder Übereinstimmung zwischen den liberalen Irrlehrern der westlichen Großkirchen, die man gerade erst angegriffen hatte und den Sachwaltern der "wah- ren Rechtgläubigkeit" (so das griechische Wort orthodox zu Deutsch). Die Ansicht, die "wahre Kirche" zu sein, hielt die meisten Orthodoxen Kirchen anfänglich von der Mitgliedschaft im ÖRK ab. Sie erklärten: "Die Orthodoxe Kirche betrachtet sich nicht als eine Kirche, sondern als die christliche Kirche, die allein die Fülle der Wahrheit besitzt." Als sie dann doch dem Weltkirchenrat beitrat, bekam sie von dem schon damals stark liberal geprägten Gremium eine Morgengabe: Das Proselytendekret. Es bildete eine Art Schutzversprechen gegen biblisch ausgerichtete Missionsarbeit in orthodox geprägten Gebieten. Natürlich sollte Mission nicht als Abwerbung von der einen in eine andere Kirchenorganisation verstanden werden. Aber Christen sind allen Menschen das Evangelium schuldig, ganz gleich, ob sie äußerlich zu einer Kirchenorganisation gehören oder nicht. Auf der 3. Vollversammlung 1961 in Neu-Delhi wurden von den 650 Delegierten aus 198 Mitgliedskirchen vier richtungsweisende Beschlüsse gefasst:

  • 1. Die Aufnahme von 23 neuen Kirchen, unter anderem Pfingstkirchen und die Orthodoxen Kirchen Russlands, Bulgariens, Rumäniens und Polens.
  • 2. Die Vereinigung von Ökumenischem Rat der Kirchen und Weltmissionsrat.
  • 3. Die Erweiterung der Basis des ÖRK mit Hinweis auf die Dreieinigkeit, auf Wunsch der Orthodoxen.
  • 4. Das Verbot von Mission an Gliedern anderer Kirchen in dem so genannten Proselytenbeschluss.
  • Dieses evangeliumswidrigste Dekret stellt de facto ein Missionsverbot unter Gliedern anderer Mitgliedskirchen dar. Die Vollversammlung in Neu-Delhi formulierte es folgendermaßen: "Es ist mit der Mitgliedschaft unvereinbar, dass eine Mitgliedskirche einer anderen das Kirchesein völlig abspricht oder sie als ganz und gar häretisch oder als Missbräuchen hoffnungslos verfallen ansieht, so dass ihren Gliedern nur noch dadurch zu helfen wäre, dass man sie aus ihr herausrettet." Hiermit wurde in voller Konsequenz die evangelistische Arbeit unter Mitgliedern einer ÖRK-Kirche verboten.

    Die liberalen Kirchenvertreter des Westens weiten das Proselytendekret mittlerweile auch auf die Angehörigen fremder, heidnischer Religionen aus. Nach liberal ökumenischem Verständnis ist auch der Übertritt von Angehörigen anderer Religionen zum Christentum "unmoralischer" Proselytismus. Dies wird besonders der Judenmission gegenüber laut geäußert.

    Aber auch bei anderen missionarischen Aktivitäten wird Proselytismus als Verfehlung gebranntmarkt. Im Blick auf Mission wird heute von Ökumenikern meist nur noch von "Dialog" geredet. Dieser Dialog ist nicht auf Gewinnung des Gegenüber für Christus, sondern auf Selbstfindung in der jeweiligen religiösen Tradition gerichtet. Ein Ökumeniker erklärte diesen Dialog folgenderweise: "Er verhilft dem Buddhisten ein besserer Buddhist und dem Moslem ein besserer Moslem zu sein." Wirkungen des Proselytendekrets sind zwischenzeitlich selbst in evangelikalen Kreisen zu verspüren. So empfahl das ProChrist-Komitee anlässlich der Billy-Graham- Evangelisation schon 1993, katholische Personen, die durch die Veranstaltungen für das Evangelium aufgeschlossen würden, an den zuständigen katholischen Priester zu überweisen.

    Quelle:

    Rainer Wagner, [PDF] Alle in einem Boot, Hückeswagen: Christliche Literaturverbreitung, 2000



    Das Proselytendekret - praktisch


    Die Situation in China

    Am 31. Januar 1994 unterzeichnete der chinesische Premierminister Li Peng die Gesetzestexte 144 ("Verwaltungsvorschriften für die religiösen Aktivitäten von Ausländern innerhalb der Grenzen Chinas") und 145 ("Verwaltung von Orten religiösen Brauchtums"). Wie die bedeutende Hong Konger Zeitung Wen Wei Po zugab, ist das Ziel dieser Vorschriften die Verhinderung des "Proselyten-Machens" durch Ausländer. Die chinesische Regierung erkannte die Gefahr für den Kommunismus, wenn man Evangelikalen gestattet, CHRISTI Befehl zu gehorchen und jedem Menschen auf Erden das Evangelium zu verkünden. (Bericht in: The Voice of Martyrs, Juni 1994, S. 6 (P.O. Box 443, Bartlesville, OK 74005).


    Die Situation bei Pro Christ 1995

    In der aufstrebenden ökumenischen Bewegung stellt das hiermit vergleichbare, aber freiwillige Verbot des "Proselyten-Machens" ein Schlüsselelement dar. Billy Grahams Weltmission '95 umfaßt eine solche Zusage seitens der beteiligen Kirchen. Die Anweisungen für Frankreich bei der Teilnahme an dieser weltweit von Satelliten übertragenen Evangelisationsveranstaltung beispielsweise sind eindeutig: "Alle Denominationen (Katholiken, Orthodoxe usw.) müssen benachrichtigt werden, und zwischen allen muß gegenseitige Kooperation herrschen ... ungeachtet der theologischen Differenzen" - und es darf absolut "kein inter-kirchliches Abwerben" geben. (Bulletin d'information #1, November-Dezember 1993, Mission-Mondiale '95 Frankreich, BP 3017, 16, Impasse Bourdelle, 34500 Beziers, Frankreich.)

    Ironischerweise befindet sich der französische Stützpunkt der Mission in Beziers, der Stadt, die Papst Innozenz III., unter Verlust von 60.000 Menschenleben und als "krönende Errungenschaft" seines Pontifikats zerstörte.


    Die Situation in den USA

    Auf erstaunlichste Art und Weise trat dieser Kompromiß des "Antiproselytismus" seitens der Evangelikalen entgegen Christi Befehl, das Evangelium der ganzen Schöpfung zu verkünden (Markus 16,15), im Bundesstaat Colorado zutage.

    In den letzten Jahren erlebte die Stadt Colorado Springs den Zustrom zahlreicher evangelikaler Organisationen, die dort ihre Zelte aufschlugen. Die evangelikale Jugend gewann ihre katholischen und jüdischen Schulkameraden für Christus, was Beschwerden der katholischen und jüdischen Verantwortlichen nach sich zog. Um wieder Frieden herzustellen, unterzeichneten die evangelikalen Führungspersönlichkeiten, darunter James Dobson, die Leiter der "Navigators" Terry Taylor und des "Young Life" Terry P. McGonigal sowie die örtlichen evangelikalen Pastoren, ein "Abkommen der gegenseitigen Rücksichtnahme", zusammen mit dem örtlichen katholischen Bischof, jüdischen Rabbinern und anderen. Das Abkommen selbst wurde am 22. April 1993 in der Zeitung von Colorado Springs Gazette Telegraph unter dem Titel "Eine Botschaft an die Bewohner von Colorado Springs" abgedruckt. Seine Unterzeichner anerkannten darin das "jüdisch-christliche Erbe" als allen Glaubensrichtungen gemein, und versicherten, lieber "in einem Geist des guten Willens und der gegenseitigen Rücksichtnahme voneinander zu lernen", als zu evangelisieren.

    Eine katholische Zeitung berichtete triumphierend: "Die Evangelisationsbestrebungen einiger Gemeinschaften schufen eine Atmosphäre der Feindseligkeit", sagte Bischof Richard Hanifen von der Diözese Colorado Springs. Etwa vor einem Jahr stellten sowohl der Rabbiner Howard Hirsch vom "Tempel Shalom" als auch Bischof Hanifen fest, daß in den Schulen jüdische und katholische Jugendliche von Schülern anderen Glaubens evangelisiert werden.

    Auch Terry McGonigal, Leiter der Jugendorganisation Young Life, stimmte zu, daß in den Schulen andere christliche Jugendliche ebenfalls evangelisiert werden ... Um Unstimmigkeiten aus dem Weg zu gehen und die Verständigung zu fördern, fingen die Verantwortlichen der kirchlichen Gemeinschaften und Organisationen an, sich inoffiziell zu treffen und die Situation zu besprechen ... Zum ersten Treffen am 26. Juni 1992 erschienen die Jugendleiter und diskutierten, ob die evangelistischen Bestrebungen ein Problem darstellen, was sich dann als zutreffend herausstellte ... Bischof Hanifen sagte, er hoffe darauf, daß diese Gruppen sich in Zukunft Gedanken machen und den Wert der verschiedenen Glaubensrichtungen und deren Sichtweise der Schrift einsehen. "Anstatt zu versuchen, sich gegenseitig zu überzeugen, auf welche Weise sich Streitfragen klären lassen, hoffen wir die Vorgänge zu verstehen, wie wir Streitfragen beilegen können", sagte er. "Ich denke, mit Gottes Hilfe wird dies den zukünftigen Weg für die Entwicklung unserer unterschiedlichen Traditionen bereiten, und das ist für Colorado Springs sehr gut." (The Catholic Herald, 2. Juni 1993, S. 3, 12).

    Quelle:

    Artikel "Ökumene" auf der Homepage www.hauszellengemeinde.de



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    Ins Netz gesetzt am 22.11.2004; letzte Änderung: 23.06.2010
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