Homosexualität und Bibel - Teil 4

Homosexualität - Veranlagung, Schuld oder legitime Selbstverwirklichung?

Eine ethische Auseinandersetzung - 4. von 4 Teilen (Schluß)

von Michael Seemann



D. Schuld oder legitime Selbstverwirklichung?

Ist Homosexualität nur Schuld oder kann sie als legitime Selbstverwirklichung eines Menschen verstanden werden? Konkret gefragt - ist jener Homosexuelle, der mir in München gegenüberstand, nun einer, der vor Gott durch sein Tun schuldig geworden ist oder nur jemand, der sich einen anderen, aber dennoch legitimen Weg der sexuellen Selbstverwirklichung gewählt hat?

Es besteht kein Zweifel, daß für eine christliche Ethik zur Klärung dieser Frage nur ein Maßstab akzeptiert werden kann. Dieser Maßstab ist die Bibel.

Dabei ist die vorbehaltlose Bereitschaft, die Richtlinien für jedes menschliche Handeln aus dem Wortbestand der Heiligen Schrift zu gewinnen, von entscheidender Wichtigkeit.|1| Jeder Ansatz, der Versucht, vorgefaßte Denkstrukturen (Situationsethik etc.) in die Bibel hineinzuinterpretieren, ist deshalb für eine christliche Ethik untauglich und zu verwerfen.

Es gilt, in der Bibel das zu erkennen, was tatsächlich in ihr steht.|2| Wie wir im vorhergehenden Hauptpunkt nach einer ausführlichen Diskussion der verschiedensten exegetischen Ansätze gesehen haben, ist die Haltung der Bibel zur Homosexualität absolut eindeutig. Sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament gibt es keine Bibelstelle, welche die Homosexualität duldet, oder gar akzeptiert. Die Bibelstellen, aus denen versucht wird, eine biblische Toleranz, der Homosexualität herauszulesen, halten einer unvoreingenommenen, gründlichen Exegese nicht stand.

Die Bibel macht in ihrer Bedeutung der Homosexualität keine Unterschiede zwischen kultischer homosexueller Prostitution, homosexuellen Gewalthandlungen, homosexuellen "Liebesbeziehungen", Pädophilie, homosexueller Veranlagung etc. Jede Form der Homosexualität wird verworfen und als Übertretung der Gebote Gottes bezeichnet.

Nach den Aussagen des Alten und Neuen Testaments muß deshalb jedes homosexuelle Handeln als Sünde, also als Schuld eingestuft werden.

Warum ist dies so? Mit welcher Begründung kann die Bibel die Homosexualität als Schuld bezeichnen?

Ich möchte dazu in drei Punkten Stellung nehmen:

1. Homosexualität ist Schuld, weil sie widernatürlich ist und Gottes Schöpfungsordnung entgegensteht.

Paulus sagt dies ausdrücklich so, es nennt in Röm 1,25-27 Homosexualität ein widernatürliches Verhalten. Paulus versteht unter Natur "nicht nur die leibliche Geschlechtlichkeit oder die menschliche Natur nach Leib Seele und Geist, sondern die Natur, wie sie der Schöpfer von Anfang an geplant und gewollt hat".|3| Den Maßstab für das, was natürlich ist, leitet Paulus aus der Schöpfungsgeschichte (Gen 1,27f.) her. Gott schuf die Menschen nach seinem Ebenbild und gab ihnen eine Bestimmung füreinander, als Mann und Frau. Die wird vor allem auch im Schöpfungsauftrag Gottes deutlich: "seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde" (Gen 1,28)

Der holländische Theologie Spijker sagt hierzu folgendes: "Wenn Paulus sich nicht auf die Schöpfungsordnung, sondern auf die Natur beruft, verharmlost er die Homotropie nicht, oder entschuldigt sie gar, sondern er vergrößert die Anklage. Der seinem Begehren preisgegebene Mensch gefährdet die Schöpfungsordnung, er verfällt durch sein Handeln dem Chaos. Er lebt nicht in Harmonie mit der Natur als Schöpfungsordnung, sondern widernatürlich, d.h. nach der paulinischen Zusammenordnung von Natur und Schöpfungsordnung widersittlich und widergöttlich".|4|

Naturwissenschaftler haben in diesem Zusammenhang auch immer wieder darauf hingewiesen, daß es z.B. auch im Tierreich kein Pendant zur Homosexualität gibt. Zwar kann es dort ebenfalls in Extremsituationen zu homosexuellen Akten kommen, doch müssen diese "in Abhängigkeit von anderen als allein sexuellen Trieben erklärt werden".|5| Wenn etwa ein Rudelführer zum Zeichen seiner Überlegenheit an einem Rudelmitglied homosexuelle Akte vornimmt, so geschieht dies aus Gründen "der sozialen Dominanz oder der Neutralisierung von Aggression".|6|

Van den Aardweg hinterfragt kritisch das "dubiose Dogma von der Natürlichkeit der Homosexualität", das von vielen ihrer Anhänger vertreten wird: "Ist es wirklich so wahrscheinlich, daß die Natur diese 'normale Variante' hervorgebracht hat, die keine Möglichkeit zur Fortpflanzung bietet, aber dennoch die anatomischen und physiologischen Voraussetzungen dazu besitzt? Welchen Sinn sollte dies haben?"|7| und kommt als Naturwissenschaftler, der nicht von der Bibel her argumentiert, zu dem Schluß, daß die Biologie des Menschen und des Tieres nicht zur Homosexualität-, sondern zur Heterosexualität angelegt ist.|8| Es ist deshalb den Ausführungen des Sozialwissenschaftlers Kinsey deutlich zu widersprechen, der sagt: "Die Homosexualität ist seit Urzeiten ein wichtiger Bestandteil menschlicher sexueller Betätigung, schon allein deshalb, weil sie Ausdruck gewisser Urfähigkeiten des Tieres ist".| 9|

In der katholischen Sexualethik hat das Argument der Widernatürlichkeit|10| der Homosexualität großes Gewicht (nach der analogia entis: "Man kann aus der Natur nach Gott schließen", das (die!?) in der katholischen Ethik als sehr wichtig angesehen wird). Als Beleg sei ein Zitat des Thomas von Aquin angeführt: "Jeder homosexuelle Akt ist gegen die Natur und widerspricht der rechten Vernunft, denn dabei sucht der Mensch sich in einer Weise geschlechtlich zu befriedigen, die die Möglichkeit der Fortpflanzung ausschließt".|11|

Als Fazit bleibt festzuhalten: Es gibt einen gottgegebenen, natürlichen Hang zum anderen Geschlecht.

Amerikanische Evangelikale haben dies in einem Schlagwort provokativ formuliert: "Gott schuf Adam und Eva, nicht Adam und Stefan!" |12|

Homosexualität ist widernatürlich, steht der Schöpfungsordnung Gottes entgegen und muß somit als Schuld bezeichnet werden.

2. Homosexualität ist Schuld, weil sie die von Gott eingesetzt Lebensform, die Ehe zwischen Mann und Frau, in der allein nach Gottes Plan Sexualität ausgelebt werden kann und soll, aufhebt und ablehnt und an ihre Stellen die von Menschen eingesetzt Lebensform zweier gleichgeschlechtlicher Partner setzt.

In Gen 2 wird uns von der göttlichen Einsetzung der Ehe berichtet.

Adam, der von Gott geschaffene Mensch, fühlt sich im Paradies einsam. Als Ebenbild Gottes war Adam geschaffen worden und war deshalb ein geselliges Wesen. Da Gott ein Gott der Liebe ist, hat er den Menschen auch die Möglichkeit gegeben, selbst zu lieben und geliebt zu werden.

Gott erkennt deshalb, daß "es nicht gut ist, daß der Mensch alleine sei" und "will ihm eine Hilfe schaffen, als sein Gegenüber". (Gen 2,18) Dieses Gegenüber sollte Adam entsprechen und auch seine Sexualpartnerin sein (die beiden sollten ein Fleisch werden), um auf diese Weise die gegenseitige Liebe zu vervollkommnen und Nachkommen zu zeugen.|13|

Gott erfüllte dieses Bedürfnis des Menschen nach Gemeinschaft durch ein besonderes Schöpfungswerk. Die Geschlechter werden voneinander getrennt. "Aus der undifferenzierten Menschheit Adams gingen Mann und Frau hervor".|14|

Gen 2 macht deutlich, wie dieses Schöpfungswerk aussah: Im Gegensatz zu Adam, den Gott aus Staub gemacht hatte, erschuf Gott Eva aus Adam heraus. Diese Bemerkungen bilden Grundlage für die göttliche Einsetzung der Ehe. Als Adam Eva zum ersten Mal sieht, spricht er das "erste Liebesgedicht der Geschichte"|15|: Das ist endlich Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese soll Weib heißen, weil sie vom Manne genommen ist" (Gen 2,23)

Die Schlußfolgerung daraus im folgenden Vers: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und wird seiner Frau anhangen und die beiden werden ein Fleisch sein". (Gen 2,24)

Dieser Bibelvers muß als Einsetzung der Ehe als göttliche Institution verstanden werden, in der menschliche, geistige und sexuelle Gemeinschaft erfahren werden soll:

In diesen beiden Versen kommt dreimal das Wort Fleisch vor ("Fleisch von meinem Fleisch", "ein Fleisch werden"). Dies ist nicht zufällig. Der heterosexuelle Umgang in der Ehe ist mehr als nur eine körperliche Vereinigung, er stellt vielmehr eine Wiedervereinigung zweier Menschen verschiedenen Geschlechtes das, die ursprünglich eins waren." Einst wurden sie voneinander getrennt, aber im Eheakt werden sie wieder zusammengefügt".|16|

Durch diesen Ansatz ist auch das Geheimnis der heterosexuellen Intimität verständlich: John Stott sagt dies so: "Im heterosexuellen ehelichen Geschlechtsverkehr findet nicht nur eine körperliche Vereinigung statt, es handelt sich vielmehr um ein Verschmelzen komplementärer Persönlichkeiten, wodurch - inmitten der vorherrschenden Entfremdung - der Reichtum der menschlichen Daseins in seiner geschaffenen Einheitlichkeit neu erlebt wird".|17| Damit Mann und Frau aber wieder ein Fleisch werden können, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Diese Voraussetzungen sind von Gott vorgegebene Grundlagen der Ehe.

"Damit wird ein Mann" (die Singularform zeigt, daß die Ehe die Vereinigung nur zweier Individuen ist) "seinen Vater und seine Mutter verlassen " (wichtig ist hier eine öffentliche Handlung) "und wird seinem Weibe anhangen." (Liebe und Treue sind unabdingbar, die Ehe ist von Dauer und wird zwischen einem Mann und einer Frau vollzogen) "und sie werden ein Fleisch sein." (Geschlechtsverkehr ist das Siegel des Ehebundes).|18|

Jesus erkennt diese Grundlagen im Neuen Testament ausdrücklich an und zeigt, daß eine lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau schon immer Gottes Absicht entsprach. Ganz deutlich wird dies in dem Satz: "Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden". (Mk 10,4-9)

Als Zusammenfassung dieser Ausführungen möchte ich ein ausgezeichnetes Zitat von John Stott anführen:

"Die von Gott eingesetzte Ehe wird also in der Bibel als heterosexuelle Einehe definiert. Es geht hier um die Vereinigung eines Mannes mit einer Frau, und diese Vereinigung wird dauerhaft bezeugt (Verlassen der Eltern), dauerhaft besiegelt (seiner Frau anhangen) und körperlich vollzogen (ein Fleisch). Eine andere Art von Ehe oder Geschlechtlichkeit kennt die Bibel nicht, denn Gott hat keine andere Möglichkeit eingerichtet.

Jede sexuelle Beziehung, die von Gottes geoffenbarter Norm abweicht, erregt sein Mißfallen und führt letzten Endes zum Gericht.

Falsch sind also Polygamie und Polyandrie (weil sie gegen das Prinzip ein Mann und eine Frau verstoßen), zufällige sexuelle Begegnungen, vorübergehende Affären und Ehebruch, heimliches Verbindungen, (weil ihnen kein öffentliches Verlassen der Eltern vorausgegangen ist), viele Ehescheidungen (weil sie mit dem Prinzip des Anhangens nicht vereinbar sind und gegen Jesu Verbot der Scheidung verstoßen) und homosexuelle Partnerschaften (weil diese im Widerspruch dazu stehen, daß ein Mann seiner Frau anhangen wird)."|19|

Paulus macht dies ebenfalls deutlich in 1. Tim 1,9. Dort zählt er einen Lasterkatalog auf, bei dem er an den zehn Geboten entlang geht. Zuerst nennt er solche, die sich an Vater und Mutter vergreifen, danach die, die sich am Leben vergehen, dann die Unzüchtigen und Knabenschänder, schließlich noch Menschenhändler, Lügner und Meineidige.

Bräumer schließt daraus, hier werde klar betont, daß homosexuelles Handeln gegen die Maßstäbe Gottes (Zehn Gebote) verstößt: "Diejenigen, die Homosexualität praktizieren, gehören zu denjenigen, die ehewidrig handeln und damit gegen das Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" verstoßen."|20|

Alles in allem kann festgehalten werden, daß Gott für den Menschen nur eine einzige sexuelle Verbindung vorgesehen hat, die geschlechtliche Vereinigung eines Mannes mit seiner Ehefrau, die er als Fleisch von seinem Fleisch erkennt.

Jede andere Konstellation verstößt gegen Gottes Gebot und ist Schuld.

3. Das bewußte Verharren in der Homosexualität ist Rebellion gegen Gott und seine Gebote und damit Schuld.

Erinnern wir uns noch einmal kurz an den Ansatz van den Aardwegs, der die Homosexualität als zwanghafte Neurose beschreibt, durch die der Homosexuelle in einem Teufelskreis dazu getrieben werde, sich selbst wegen seiner Unmännlichkeit zu bemitleiden und dieses Selbstmitleid durch homosexuelle Kontakte zu kompensieren.

Kann man einen Menschen, der gegen seinen Willen zu etwas getrieben wird, überhaupt für sein Tun verantwortlich machen?

Grundsätzlich ist dazu zu sagen, daß jeder Mensch von Natur aus gegen Gott rebelliert (Sündenfall), sich von Gott losgesagt hat und getrennt von ihm nach eigenen Maßstäben lebt. Diesen Zustand nennt die Bibel Sünde. Die grundlegende Schuld des Menschen ist also seine Rebellion gegen Gott, die in vielen Punkten Auswirkungen hat (Selbstvergötzung, eigene Maßstäbe, Verbrechen, etc.). Gott läßt den Menschen die Folgen seines Abfalls spüren, er gibt ihn an die Sünde dahin (Röm 1).

Aus dieser Ursache heraus kann der Mensch in mancherlei Bindungen geraten (Süchte, psychische Krankheiten etc.), die nur dadurch möglich sind, weil diese Welt eine gefallene Welt ist. Und manchmal scheint es, als sei der Mensch in diesen Bindungen (z.B. Kleptomanie|21|) nicht mehr für sein Handeln verantwortlich zu machen. Aber dem ist nicht so.

Jeder, der gebunden ist, hat die Pflicht, alles zu tun, was in seiner Macht steht, um seine Gebundenheit in den Griff zu bekommen und sie nicht zum Ausbruch kommen zu lassen. Auch wenn der einzelne von Kräften gehalten wird, die sich seiner Kontrolle entziehen, darf er sich nicht still in sein Schicksal ergeben, sondern ist verpflichtet, einen Ausweg zu suchen.

Selbst van den Aardweg bejaht diese Aussage in seinen Therapieansätzen zur Heilung Homosexueller von ihrer homosexuellen Neurose.

Wer sich mit seiner Gebundenheit abfindet und nichts gegen sie unternimmt, ja sogar seiner Gebundenheit mit einer herausfordernden, trotzigen Haltung sich noch rühmt, der steht unter dem Zorn und Gericht Gottes.

Jeder, der bewußt in der Sünde verharrt und sich von dem allmächtigen Schöpfer nicht davon befreien läßt, wird schuldig und ist voll für sein Handeln verantwortlich.

E. Konsequenzen, die sich aus der ethischen Beurteilung der Homosexualität ergeben

1. Wenn Homosexualität Schuld ist, dann sind wir Christen aufgefordert, als Sprachrohr Gottes klar Position zu beziehen und dies einer gefallenen Welt mitzuteilen. Ich bin mir dessen bewußt, daß wir uns dabei mit einer antichristlichen Theologie, sowie mit Menschen einer gefallenen Welt auseinandersetzen müssen und mit Spott, Hähme und Angriffen zu rechnen haben.

Militante Angriffe, wie die Ian Harveys, werden kein Einzelfall bleiben, der mit einer beißenden Attacke die "vor Heiligkeit triefende Haltung" der Christen gegenüber der Homosexualität geißelt: "Seitdem ich einige von denen bei der Arbeit erlebt habe, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß ich mich leicht auf die Seite der Löwen hätte schlagen können, wenn ich seinerzeit im Kolosseum dabeigewesen wäre".|22|

Dies darf uns jedoch nicht davon abhalten, diese Auseinandersetzung aufzunehmen, sie muß geführt werden!

2. Wenn Homosexualität Schuld ist, dann haben wir dies auch in unseren Gemeinden deutlich zu sagen. Wir haben auch dort die Aufgabe, Tendenzen entgegenzutreten, die versuchen, aus falsch verstandener Barmherzigkeit den Mantel der Liebe über alles zu breiten und die alles als "normal" und "legitim" darstellen wollen.

Gerade in unseren Gemeinden dürfen wir diese Auseinandersetzung mit antichristlichen/antibiblischen Tendenzen nicht ausweichen, sie ist ein absolutes Muß!

3. In der Auseinandersetzung mit der Homosexualität ist jedoch klar zu trennen zwischen der Homosexualität und dem Homosexuellen. Eine ablehnende Haltung gegenüber der Homosexualität ist eine zwingende Notwendigkeit. Sie darf jedoch nicht dazu führen, daß Homosexuelle diskriminiert, abgeurteilt oder ausgegrenzt werden. Auch der Homosexuelle ist unser Nächster, dem Gottes Gnadenangebot gilt und der durch unsere Nächstenliebe etwas von der Liebe Gottes spüren soll.

"Christus starb für alle, Männer und Frauen, für heterosexuelle und für homosexuelle. Sein Kreuz ist ein unauslöschliches Zeichen für den Wert, den jeder Mensch in Gottes Augen hat. Niemand ist aufgrund seiner homosexuellen Veranlagung weniger wert als andere. Dennoch verlangt das Evangelium die Veränderung!"|23|

Es geht also darum, dem Homosexuellen mit Nächstenliebe, ohne Diskriminierung zu begegnen, aber immer auch ohne ethische Nachgiebigkeit gegenüber der Homosexualität.

Zwischen "die Sünde hassen" und den "Sünder lieben" muß ein klarer Unterschied gemacht werden!

4. Der gefallene, sündhafte Mensch hat nur eine Chance zur Veränderung - die der Umkehr zu seinem Schöpfer, der ihm allein helfen kann. Nur in einer Neuordnung seines Lebens durch die Annahme des Heilsangebotes Gottes in Jesus Christus und der darauffolgenden Unterordnung unter Gott und seine Gebote hat der Homosexuelle die Möglichkeit, dem Gericht Gottes zu entkommen.

    Unser Kommentar: Die Bibel macht deutlich, daß ein homosexueller Lebensstil verändert werden kann (1.Kor 6,9-11). Diese Veränderungen erwartet deshalb die Bibel auch für einen Christen, der Jesus Christus nachfolgt. In der Kraft der Heiligen Geistes kann und muß ein Christ den homosexuellen Handlungen widerstehen.

5. Der allmächtige Schöpfer kann auch mit einem direkten Eingriff einen Homosexuellen von seiner gleichgeschlechtlichen Neigung befreien.

    Unser Kommentar: Auch wenn Gott seine Spontanveränderung der homosexuellen Neigungen schenken kann, zeigt die Erfahrung, daß dies nicht der Regelfall ist.

    Eine Neuorientierung der homosexuellen Gefühle ist oft ein mühevollen und langwieriger Prozeß. Aber er gelingt, wie viele betroffene Menschen berichten.

    Die Bibel erwartet jedoch eine sofortige Änderung des homosexuellen Verhaltens. Ein Mensch, der zu Jesus Christus umkehrt, kann nicht weiterhin homosexuellen Handlungen nachgehen. Da läßt die Bibel keinerlei Spielraum, auch wenn heute viele Menschen dem energisch widersprechen.

6. Dort, wo dies geschieht, wo der betreffende Christ also immer noch homotrope Gefühle hat, ist klar zu unterscheiden zwischen der Versuchung zur Homosexualität und dem Nachgeben dieser Versuchung.

Im Jakobusbrief ist zu lesen: "Jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Wenn die Begierde dann empfangen hat, gebiert sie die Sünde, wenn aber die Sünde vollendet ist, gebiert sie den Tod" (Jak 1,14f.). Das bloße Vorhandensein einer lustvollen Versuchung kann also noch nicht als Sünde bezeichnet werden, erst wenn die Versuchung ausgelebt wird, gebiert sie die Tatsünde.

Wir halten fest: Nicht die homosexuelle Versuchung, das homosexuelle Verlangen ist als Sünde zu werten, sondern allein das Nachgeben dieser Versuchung, das Handeln also, das der Schöpfungsordnung widerspricht.

7. Dem Christen, der von seinen homotropen Gefühlen nicht oder noch nicht befreit ist, bleibt nach biblischen Maßstäben nur der Weg der sexuellen Enthaltsamkeit, wie z. B. auch Menschen, denen die Ehe versagt bleibt.

Fußnoten:

|1| Vgl. Bräumer, a.a.O., S. 176.
|2| Vgl. Bräumer, a.a.O., S. 176.
|3| Bräumer, a.a.O., S. 185.
|4| Zit. aus Bräumer, a.a.O., S. 185.
|5| Van den Aardweg, a.a.O., S. 43.
|6| Ders., a.a.O., S. 43.
|7| Ders., a.a.O., S. 19.
|8| Ders., a.a.O., S. 19.
|9| Zit. aus Field, a.a.O., S. 41.
|10| Nach der "analogia entis": "Man kann aus der Natur nach Gott schließen". Dieses Prinzip ist in der katholischen Ethik sehr wichtig.
|11| Zit. aus Field, a.a.O. S. 41.
|12| Im Englischen steht hier ein Wortspiel: "Eve" und "Steve".
|13| Stott, a.a.O., S. 13.
|14| Ders., a.a.O., S. 13.
|15| Ders., a.a.O., S. 13.
|16| Ders., a.a.O., S. 14.
|17| Ders., a.a.O., S. 14.
|18| Ders., a.a.O., S. 14.
|19| Ders., a.a.O., S. 15f.
|20| Bräumer, a.a.O., S. 186.
|21| Kleptomanie = Suchtartiges Stehlen.
|22| I. Harvey, To Fall like Lucifer, Sidgewick & Jackson, 1971; zit. aus: Field, a.a.O., S. 52.
|23| Vgl. Field, a.a.O., S. 53

 

Literaturverzeichnis:


Van den Aardweg, G.I.M.: Das Drama des gewöhnlichen Homosexuellen - Analyse und Therapie, Hänssler, Stuttgart, 1985

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Bayley, Derrick Sherwin: Homosexuality and the Western Christian Tradition, 1955

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Bräumer, Hansjörg: Lieben wagen, Hänssler, Stuttgart, 1986

Coleman, Peter, Christian Attitudes to Homosexuality, 1980

Field, David: Homosexualität - was sagt die Bibel wirklich?, Edition Trobisch, IPS, 1982

Fischer, Jochen (Hg.): Wörterbuch zur Sozialpädagogik, Aussaat-Verlag, Wuppertal, 1969

Ian Harvey: To Fall like Lucifer, Sidgewick and Jackson, London, 1971

HUK - Homosexuelle und Kirche: "Evangelikal und homosexuell", Faltbroschüre; und: "Spricht die Bibel über Homosexualität?", Faltbroschüre, Zürich, 1989

Grossmann, Thomas: Eine Liebe wie jede andere, Rowohlt Taschenbuch-Verlag, 1988

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Kinsey, A.C.: Report über weibliche und männliche Sexualität, Goldmann Verlag, 1981

Looser, Gabriel: Gleichgeschlechtlichkeit ohne Vorurteil, Friedr. Reinhard Verlag, Basel, 1980

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Pittenger, Norman: Time for Consent: A Christian's approach to Homosexuality, SCM Press, 1976

Stekel W.: Onanie und Homosexualität, Verlag Urban und Schwarzenberg, Wien, 1923

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Werner, Roland: Homosexualität - ein Schicksal?, Brendow Verlag, Moers

White, John: Eros - Segen oder Fluch?, Verlag der Francke-Buchhandlung, Marburg/Lahn, 1989

Wilkerson, David und Don: Die unbequeme Generation, Leuchter-Verlag, Erzhausen, 1972


Weitere Teile dieser Serie:

Teil 1 - Eine ethische Auseinandersetzung
Teil 2 - Die Ursachen der Homosexualität
Teil 3 - Die Haltung der Bibel



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