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Das alte Babylon und seine Herrlichkeit

Der deutsche Archäologe Robert Koldewey gräbt Babylon aus (ab 1899)


Neues Leben in Babylon

Jahrhundertelang hatten die Menschen in den Trümmerhügeln des alten Babylon die harten Ziegel ausgegraben. Mit diesem bewährten anitken Baumaterial wurde neue Dörfer entlang dieses Abschnittes des Euphrat gebaut. So ist auch die Stadt Hilla fast nur mit babylonischen Ziegeln gebaut worden. Obwohl die Archäologie auf diese Weise großen Schaden litt, war das alte Babylon so groß gewesen, daß dennoch für die Gegenwart viel erhalten blieb.

Claudius James Rich (1787-1820) war einer der ersten, der nach dem alten Babylon forschte. Rich war 1808 britischer Resident - was etwa dem Konsul entspricht - in Bagdad geworden und suchte zahlreiche archaische Stätten im Irak auf. 1811 führte er eine topographische Aufnahme Babylons durch, und seine weiteren Untersuchungen dort, die er 1818 publizierte, »erschöpften alle Untersuchungsmöglichkeiten, die ohne Ausgrabungen gegeben sind«. Richs Altertümersammlung ging 1825 in den Besitz des Britischen Museums/London über.

1850 führte Austen Henry Layard Sondierungen in Babylon durch.

Von 1851-54 führten Jules Oppert (französischer Orientalist), Fulgence Fresnel (Französischer Orientalist) und Felix Thomas (britischer Architekt) dann eine große französische Expedition durch. Sie identifizierten die Orstlage Babylons. Ansonsten brachte die Expedition nicht die gewünschten Erfolge.

Auch Hormuzd Rassam war hier von 1879-80 tätig.

Durch Robert Koldewey kam neues Leben in jene Gegend. Der deutsche Architekt und Archäologe fand hier ein paar farbige Ziegelbrocken. Diese Bruchstücke der Ziegelreliefs gaben den Ausschlag, daß die neu gegründete "Deutsche Orient-Gesellschaft" und Kaiser Wilhelm II. die Ausgrabung des antiken Babylons im heutigen Irak finanzierten. Doch als Koldewey am 26. März 1899 dort den ersten Spatenstich machte, ahnte er nicht, daß er - fast auf den Tag genau - 18 Jahre mit der Freilegung der riesigen Stadt, dem New York der Antike, verbringen würde.

Drückende Hitze, Staub, Erschöpfung - all das konnte Robert Koldewey nicht aufhalten: "Wir graben aus Prinzip so lange wie irgend möglich und benutzen jeden Tag dazu. Alles andere ist Nebensache." sagte er.

Koldewey blieb trotz seiner einzigartigen Entdeckungen nüchtern: "Wenn ich mir vorstelle, daß mir einer vor 16 Jahren gesagt hätte, ich solle Babylon ausgraben, so würde ich ihn wohl für verrückt gehalten haben; aber es ist nicht so schlimm." Von seinen Kollegen wurde er zwar als eigenwillig, gereizt und einsam wahrgenommen, doch das störte den Archäologen wenig. Koldewey besaß ein überschäumendes Temperament und einen unbesiegbaren Humor. So konnte er zum Thema Krankheit trocken sagen: "Wenn man krank ist, wird man entweder gesund oder man stirbt." Wohl nur so ist es zu erklären, daß er die vielen Widerwärtigkeiten überwand: Krankheit von Mitarbeitern, Starrköpfigkeit der Eingeborenen, ungesundes Klima, schlafmützige Ortsvorsteher, vagabundierende Räuber, aufsässige Arbeiter, egoistische Polizisten und neiderfüllte Kollegen.

Robert Johann Koldewey kam am 10. September 1855 in Blankenburg (Harz) auf die Welt. Er hatte zunächst Architektur, Archäologie und Kunstgeschichte in München, Berlin und Wien studiert. Während seines Studiums hatte er sich mit der Erforschung der griechischen Antike beschäftigt.

1882 wurde er Mitarbeiter der amerikanischen Ausgrabung in Assos (Türkei). Dort begann er sich für die Archäologie zu begeistern. Er erkundete u.a. das antike Lesbos, über das er eine erste wichtige Publikation vorlegte.

1887 war er Mitarbeiter einer Expedition der Berliner Museen nach Surghul und Ei-Hibba im Zweistromland und entdeckte den Orient als neues Arbeitsfeld. Später versuchte er sich an der Entschlüsselung der Keilschrift. Nach weiteren Grabungen (Neandria) arbeitete Koldewey dann in den Jahren 1890, 1891, 1894 unter Felix von Luschan als Architekt in Zincirli, der ersten deutschen Großgrabung im Orient. Es folgten Grabungen in Sizilien und Unteritalien.

Koldewey hätte sich gern ganz der Archäologie gewidmet und Grabungen vorgenommen, aber dazu fehlten ihm die Mittel. Er nahm deshalb 1895 eine Stelle an der Baugewerbeschule in Görlitz an und hielt dort Vorträge über - Kanalisation. Doch sehnte er sich sehr nach der Feldforschung zurück: "... Der Dunst der Schulstube widert mich an, meine Freunde sind nicht bei mir, meine Wissenschaft lässt mich im Stich ..."

Schließlich wurde er 1897-1898 zusammen mit Eduard Sachau in eine neue Expedition nach Mesopotamien berufen, die nach geeigneten Orten für eine weitere Ausgrabung suchen sollte. Er besuchte dabei u.a. Qalat Schergat (Assur), Warka, Kujundschik (Ninive) und Senkere. Vor allem wegen seiner Argumente wurde schließlich von den Preußischen Mussen Babylon (Kasr) als Grabungsort ausgewählt, obwohl ursprünglich Assur im Gespräch gewesen war. Ninive schied aus, da hier bereits die Engländer tätig waren. Vom Studium und Unterricht über die Kanalisation holte ihn dann das folgerichtige Angebot des Direktoriums des Königlichen Museums in Berlin, das ihm fast den Atem verschlug: Er sollte am 1. Januar 1899 mit den Ausgrabungen in Babylon beginnen. Sein sehnlichster Wunsch war endlich in Erfüllung gegangen.

Sein erster Spatenstich am 26. März 1899 war sofort ein Volltreffer. Er fand farbige Ziegelbrocken. Diese Reliefbruchstücke waren entscheidend für die Finanzierung des aufwändigen Unternehmens durch die neu gegründete Deutsche Orient-Gesellschaft und Kaiser Wilhelm II.. Und so leitet Koldewey von 1899-1917 die Ausgrabungen von Babylon.

Koldewey wandte erstmals im Vorderen Orient neue Ausgrabungsmethoden an: Anstatt der senkrechten Schnitte ließ er die Erde und den zerbröckelten Ziegelschutt nun horinzontal abtragen. 1917 lagen die Hauptmonumente frei. Die glasierten Steine am Ischtar-Tor wurden systematisch abgelöst und in Kisten eingelagert, bis sie 1927 nach Berlin transportiert wurden.


Kodeweys fantastische Funde

Als Koldewey mit den Grabungen begann, stellte auch er sich die Frage, wieweit die antiken Schriftsteller in ihren Aussagen über Babylon übertrieben hatten. Schon bald konnte er ermitteln, daß ihre Berichte keineswegs aus der Luft gegriffen waren.

Als erstes fand Koldewey die von Herodot (484-425 v. Chr.) beschriebene Festungsmauer.

Herodot, der "Vater der Geschichte", hatte die gesamte zu seiner Zeit bekannte Welt bereist und hierbei auch Babylon besucht. Die von ihm beschriebene Stadt ist das Babylon Nebukadnezars, die er als ein riesiges Viereck bezeichnet, dessen Seiten je 120 Stadien (22 Kilometer) lang gewesen seien. Die gesamte Stadtfläche betrug also rund 500 Quadratkilometer. Wenn wir diese Ausmaße mit Berlin vergleichen (ca. 890 qkm), wird uns der Größe Babylons erst richtig bewußt. Das alte Babylon war zu jener Zeit größer als London um 1900 n.Chr.

Die Stadtmauer, so heißt es bei Herodot, sei 200 Ellen (29 Meter) hoch und über 50 Ellen dick gewesen und hätte über 100 eherne Türme besessen. Koldewey schätzte dagegen die Anzahl der Türme auf über 360. Doch brauchen uns die verschiedenen Angaben nicht zu beunruhigen. Für Herodot war Babylon nur eine Stadt von vielen, mit deren Gegenwart und Vergangenheit er sich beschäftigte. Es ist kaum anzunehmen, daß er die Stadtmauer abgeschritten ist und Turm für Turm gezählt hat. Die moderne Vermessung ermittelte die Länge der babylonischen Stadtmauer mit "nur" 18 Kilometern.

Weiter fand er die Prozessionsstraße Babels mit dem Ischtar-Tor, die Paläste Nebukadnezars, das Marduk-Heiligtum mit den Resten des berühmten Stufensturms von Babel und er vermutete den Ort der Hängenden Gärten der Semiramis (eines der Weltwunder). Diese Funde wurden dann unter seiner Leitung teilweise auch ausgegraben. In den Stadtpromenaden, Palästen, Tempeln und Häusern, die man freilegte, fand man Töpfe und Pfannen, Gegenstände aus Metall, Skulpturen aus Stein und Keilschriftinschriften. Fast alles stammte aus der chaldäischen Periode (626 bis 539 v.Chr.), in der Nebukadnezar regierte. Dies war der babylonische König, der Judäa eroeberte, Jerusalem und den Tempel zerstörte und das jüdische Volk in das babylonische Exil führte. (vgl. 2 Chronik 36,6ff)

Unter den Ruinen lagen die Überreste von noch älteren Bauwerken. Durch den nahegelegenen Fluß ist der Grundwasserspiegel aber so hoch, daß man sie nicht gut ausgraben kann. Was die Besucher also heute sehen, ist das Werk Nebukadnezars oder späterer Baumeister. Die Bauten Nebukadnezars haben Babylon am stärksten geprägt.



Die Bauten von Nebukadnezar in Babylon

Nebukadnezars Bautätigkeiten

Babylon war unermeßlich reich und groß. Wie kam es, daß diese Weltstadt so geringe Spuren hinterließ, daß sie für lange Zeit sogar verschollen war?

Noch heute baut man dort die Häuser aus ungebrannten Lehmziegeln. Solche Lehmhäuser erreichen ein Alter von kaum zwanzig Jahren, zerfallen dann.

Und so waren, als Nebukadnezar Babylon neu erstehen ließ, die Bauten seiner Vorgänger von Wind und Wetter zerfressen worden. Gab es Bauruinen aus gebrannten Ziegeln, waren diese für die Bevölkerung willkommenes Baumaterial.

Nebukadnezar sicherte die von ihm neu erbaute Stadt mit Mauern und Wassergräben. Er schuf damit eine Festung, die für die damalige Zeit unbesiegbar war. Babylon war nicht nur die größte Stadt des Orients, sondern auch der Welt größte Stadtbefestigung.

Wie viele Herrscher, trachtete auch Nebukadnezar danach, sich die schönsten Paläste zu errichten, die herrlichsten Reliefs herstellen zu lassen und den reichsten Schmuck zu besitzen. Und seine Palast-Stadt mit ihren emaillierten, bunten Ziegelreliefs ist wirklich als ein Wunder anzusprechen. So zählt man "Hängenden Gärten der Semiramis" zu den "Sieben Weltwundern" .

Als Nebukadnezar das Herrscheramt übernahm, setzte er die Bautätigkeit seines Vaters noch energischer und betriebsamer fort. Babylon lag am Ostufer des Euphrat; am anderen Ufer gab es noch ein Vorort.

Die Stadt wurde von zwei Mauerreihen geschützt. Sie schützten die Stadt im Norden, Osten und Süden. Im Westen war die Stadt durch den Fluß vor Angriffen sicher. Die Vorstadt an anderen Ufer wurde von ähnlichen Mauern eingeschlossen.

Diese mehr als acht Kilometer langen Mauern schlossen ein dreieckiges Gebiet ein, in dem Vororte und noch ein königlicher Palast lagen. Jeder, der die innere Stadt betreten wollte, durchschritt eines der imposanten Tore. Am prachtvollsten war das Ischtar-Tor, das neben dem Palast im Norden lag (Ein Modell ist im Pergamon-Museum in Berlin zu sehen). Nebukadnezar erneuerte das Ischtar-Tor dreimal. Jedesmal schmückte man die Ziegelmauern mit reliefartigen Darstellungen magischer Tierfiguren. Bei den letzten Bauarbeiten hatte man die Ziegel sogar glasiert: Gelbe und braune Tiere zeigten sich auf einem blauen Hintergrund.

Die Fassaden entlang der Straße zum Tor waren ebenfalls mit glasierten Ziegeln bedeckt. Auch sie zeigten Reliefs von Löwen. Die Straße war mit weißem Kalkstein gepflastert. Jeder Stein war über einen Quadratmeter groß. Am Rand lagen weiß und rot geäderte Steine. Diese Prozessionsstraße führte direkt vom Ischtar-Tor zu den 900 Meter entfernten Tempeln des Gottes Marduk, den man gewöhnlich "Bel" ("Herr") nannte.

Obwohl Ziegeljäger sämtliche glasierten Wände zerstört hatten, lagen noch genug Ziegel lose am Boden, um diese Wände nachbauen zu können. Sie stehen heute im Pergamon-Museum in Berlin. Die älteren, unglasierten Wände kann man in Babylon besichtigen.


Die Haupttempel

Über die zwei Haupttempel von Babylon konnte man nur wenig herausfinden.

Der eine war ein Stufenturm. Das riesige Bauwerk muß eine wahre Fundgrube für die einheimischen Ziegeljäger gewesen sein. Außer einem großen Loch im Boden und einigen Grundmauern existiert nichts mehr von diesem Bauwerk. Der Grundriß des Turms betrug etwa 190 Meter im Quadrat. Auf der Südseite bot eine lange Treppe Zugang zu den oberen Stufen.

Der zweite Tempel hieß "Esagila" (Modell im Pergamon-Museum). Koldewey konnte ihn kaum freilegen, weil die Überreste unter einer fast 120 Meter dicken Trümmerschicht liegen, auf der zudem ein moslemisches Gotteshaus steht. Aus den Berichten Nebukadnezars sowie den Berichten des griechischen Schreibers Herodot ist aber ersichtlich, wie großartig der Bau war.

Der babylonische König überzog die Wände des Heiligtums mit Gold. Außerdem stellte er für den Gott ein Bett und einen Thron auf, die beide mit Gold überzogen waren. Es gab zwei goldene Statuen von Marduk, berichtet Herodot, eine sitzende und eine stehende. Einheimische Priester berichteten Herodot, daß für den Tempel und seine Ausstattung mehr als zwanzigtausend Kilogramm Gold verwendet worden waren.

Der Untergrund der zu Tempel führenden Prachtstraße bestand aus Ziegeln, die fein säuberlich mit Asphalt überzogen waren. In der Mitte dieser stolzen Prozessionsstraße befanden sich quadratische Platten von mehr als einem Meter Durchmesser, und auf der Unterseite zeigte sich stets folgende Gravierung: "Ich bin Nebukadnezar, Sohn Nabupolassars, König von Babylon. Diese Babelstraße habe ich für die Prozession des großen Marduk mit Platten von Berggestein prächtig gepflastert. Oh, Herr, schenke ewiges Leben." Diese Aussage findet ihre Entsprechung in der Bibel. In Daniel 4,27 lesen wir: "Das ist das große Babel, das ich erbaut habe ..."

Die Ruinen lassen erkennen, weshalb der König Nebukadnezar auf diese Weise prahlte. Von der späteren Periode des Wahnsinns erfahren wir in den babylonischen Berichten nichts. Sie fällt in die letzten dreißig Jahre der Regierungszeit Nebukadnezars und darüber existieren praktisch keine Aufzeichnungen.


Der Turm zu Babel

Unser Wissen über den Turm beziehen wir aus babylonischen Tafeln und aus griechischen Beschreibungen. Sie enthalten die Maße jeder Stufe. Die Seiten der Turmstufen waren verschiedenfarbig bemalt. In einer Höhe von vielleicht 190 Metern stand auf der obersten Stufe des Turmes ein Schrein aus blauglasierten Ziegeln. Um den Turm herum befand sich ein großer Hof mit Dutzenden von Räumen für die Priester und für die Lagerhaltung. Außerdem gab es dort Schreine für die Nebengötter.

Der berühmte Turm zu Babel entstand wohl zu Zeiten Hammurabis. An der gleichen Stelle wurde zu Ehren des alten Turmes der spätere erbaut, von dem Herodot sagt, daß er aus acht aufeinandergestellten Türmen bestanden hätte, die von Terrasse zu Terrasse immer kleiner geworden seien. Hoch oben, weithin ins Land ragend, befand sich der kleinste Turm, ein Tempel, das Heiligtum Gottes. "Ein Stadium lang und ein Stadium breit sei das Fundament gewesen", berichtet Herodot. "Und der letzte Turm ist ein Tempel; leuchtendblau, wie die Wände des Ischtartores, waren die Ziegel getönt und gebrannt. Das Dach war mit reinem Gold bedeckt. Stolz erhob sich der Stufenbau mit seinen aufeinandergesetzten Pyramiden, bis sich auf der kleinsten der Tempel erhob, und sein Farbenspiel schimmerte weit über die Euphratauen."

Koldewey und Meißner gruben zwar nur noch das Fundament aus, das einen quadratischen Grundriß von 91,5 Metern aufwies. Doch aus den Neigungswinkeln der drei Treppenaufgänge kann man schließen, daß der Turm ungefähr neunzig bis hundert Meter hoch gewesen sein muß.


Die babylonischen Tontafeln

Eine ganze Reihe von Tontafeln wurde in den Trümmern von Babylon gefunden. Besonderes interessante für die Bibelwissenschaft sind die Tafeln, in denen Bezug auf die jüdaischen Gefangenen genommen wird. So erwähnen 7 Tonquittungen den jüdischen König Jojachin, dem zusammen mit weiteren jüdischen Gefangenen Essensrationen zugeteilt werden. Im Pergamon-Museum ist eine dieser Tafeln ausgestellt.

Eine andere nur 8 cm hohe Tontafel überliefert einen Teil der babylonischen Chronik aus den Jahren 605-594 v.Chr. Es berichtet unter anderem vom Sieg über Ägypten in der Schlacht von Karkemisch (605 v.Chr.; vgl. 2.Chronik 35,20ff), über die Thronbesteigung König Nebukadnezars II., über die Niederlage Judas im Jahre 597 v.Chr. und über die Einsetzung des Marionettenkönigs Zedekia von Jerusalem (2.Chronik 36,11-21). Die Tontafeln befindet sich im Britischen Museum in London.

Eine weiteres Täfelchen aus der babylonischen Chronik erwähnt die Herrschaft Nabonids und die Eroberung Babylons durch die Perser unter Kyros (539 v.Chr.)

Im Juni 2007 gelang dem Wiener Altorientalisten Michael Jursa im Britischen Museum ein Jahrhundertfunde. Beim Sichten der Tontafeln stieß er auf einen Namen, der aus dem Alten Testament bekannt ist: Nabu-sharrussu-ukin.

Gemäß dem Text auf dem Täfelchen hat er im Jahr 595 v.Chr., im zehnten Regierungsjahr von König Nebukadnezar II. drei Viertel Kilo Gold für einen babylonischen Tempel gespendet.

Dieser Nabu-sharrussu-ukin wird in der Bibel im Buch Jeremia erwähnt: Im 39. Kapitel, wird in Vers 3 ein „Samgar-Nebu-Sar-Sechim“ erwähnt. Es handelt sich um denselben Namen in etwas anderer Schreibweise. „Dieser Nabu-sharrussu-ukin war einer der obersten babylonischen Heerführer und hat unter Nebukadnezar bei der Belagerung Jerusalems im Jahr 587 v.Chr. eine wichtige Rolle gespielt“, erklärte Michael Jursa.

Nach anderthalb Jahren Belagerungszeit war es den babylonischen Truppen gelungen, eine Bresche in die Stadtmauer zu schlagen. Nebukadnezars Heerführer, darunter Nabu-Sharrussu-Ukin, drangen in die Stadt ein, der jüdische König Zedekia floh. Eine Katastrophe traf sein Volk: Die Babylonier verschleppten die Juden und zerstörten den Tempel in Jerusalem.

Jer 39,1 Und es geschah, als Jerusalem eingenommen wurde - im neunten Jahr Zedekias, des Königs von Juda, im zehnten Monat, war Nebukadnezar, der König von Babel, und sein ganzes Heer gegen Jerusalem gekommen, und sie belagerten es;
Jer 39,2 im elften Jahr Zedekias, im vierten Monat, am Neunten des Monats, wurde eine Bresche in die Stadtmauer gebrochen -,
Jer 39,3 da zogen alle Obersten des Königs von Babel ein und ließen sich im Mitteltor nieder: Nergal-Sarezer, Samgar-Nebu-Sar-Sechim, der Rab-Saris - Nergal-Sarezer aber war Rab-Mag und alle übrigen Obersten des Königs von Babel.
Jer 39,4 Und es geschah, als Zedekia, der König von Juda, und alle Kriegsleute sie sahen, flohen sie und zogen nachts aus der Stadt hinaus auf dem Weg zum Königsgarten, durch das Tor zwischen den beiden Mauern. Und er zog hinaus auf dem Weg zur Ebene.
Jer 39,5 Aber das Heer der Chaldäer jagte ihnen nach, und sie erreichten Zedekia in den Ebenen von Jericho. Und sie nahmen ihn gefangen und führten ihn hinauf zu Nebukadnezar, dem König von Babel, nach Ribla im Land Hamat; und er sprach das Urteil über ihn.
Jer 39,6 Und der König von Babel schlachtete die Söhne Zedekias in Ribla vor dessen Augen, und der König von Babel schlachtete alle Edlen von Juda.
Jer 39,7 Und er blendete die Augen Zedekias, und er band ihn mit ehernen Fesseln, um ihn nach Babel zu bringen.
Jer 39,8 Und die Chaldäer verbrannten das Haus des Königs und die Häuser des Volkes mit Feuer und rissen die Mauern von Jerusalem nieder.
Jer 39,9 Und den Rest des Volkes, die in der Stadt Übriggebliebenen, und die Überläufer, die zu ihm übergelaufen waren, und den Rest des Volkes, die Übriggebliebenen, führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, nach Babel gefangen fort.

Durch die neu übersetzte Tontafel wissen wir nun, dass Nabu-Sharrussu-Ukin als „oberster Eunuch“ bezeichnet wurde. Es sei damals üblich gewesen, hohe Hofbeamte zu kastrieren, erklärt Michael Jursa, da Männer ohne eigene Nachkommen gegenüber dem Herrscher als loyaler galten.

Jursas Fund ist eine eigentliche Sensation. Denn bis zu seinem Fund sind im Alten Testament erwähnte Personen, die nicht Könige waren, in keiner einzigen ausserbiblischen Quelle mit Sicherheit nachgewiesen worden. Nabu-Sharrussu-Ukin ist der Erste.



Koldewey in Berlin

Als Koldewey 1917 seine Ausgrabungen beendete, wurde er in Berlin tätig und publizierte bis zu seinem Tode im Jahre 1925 die Ergebnisse seiner Arbeit.

Die von ihm in Babylon angewendete Methode der präzisen Bauaufnahme in Schichten begründete einen völlig neuen Zweig der Bauforschung, der bis heute richtungsweisend ist. Der Deutschland zugesprochene Anteil der materiellen Zeugen seiner Arbeit ist heute im Pergamon-Museum in Berlin zu sehen.

Koldewey konnte die Nachbildung der Prozessionsstraße, des kleinen Ischtar-Tores (15m) und der Thronsaalfassade im Pergamon-Museum (Berlin) nicht mehr miterleben. Er starb am 4. Februar 1925.

Sein Nachlaß wurde zufällig in gelagerten Kisten des Pergamonmuseums gefunden. In einer Sonderausstellung zum 150. Geburtstag (2005) des großen Archäologen wurden im Pergamon-Museum neben Textmaterial, Fundstücken der Ausgrabungsarbeit und Werkzeugen auch einige Zeichnungen Koldeweys gezeigt. Außerdem werden seine Briefe als "literarische Kostbarkeiten" gepriesen.



Kurze Geschichte Babylons

Babylons Größe nahm ihren Anfang mit der ersten Dynastie, insbesondere unter Hammurabi (ca. 17. Jh. v. Chr.), dem sechsten König dieser Linie. Unter ihm und seinem Sohn wurden zahlreiche Tempel gebaut und Bewässerungskanäle angelegt. Danach erlitt die Stadt einen schnellen Niedergang.

Im 13. Jh. lebte sie wieder auf, litt aber weiterhin unter Angriffen, die mit der Zerstörung durch das aufsteigende assyrische Imperium endeten.

Erst mit dem Niedergang Assyriens stieg Babylon z.Zt. Nebukadnezars II. (er regierte von 605-562 v.Chr.) wieder zur wichtigsten Stadt Mesopotamiens auf.

Im Jahr 559 v.Chr. wurde Babylon erobert und dem persischen Reich einverleibt. Die Stadt ergab sich kampflos den Persern, nachdem König Kyrus das Wasser des Euphrat, der die Stadt durchfloß, hatten umleiten lassen.

331 v. Chr. wurde Babylon von Alexander dem Großen erobert, der versuchte, es wiederaufzubauen. Mit seinem frühen Tod setzte der langsame Verfall Babylons wieder ein, und in der Römerzeit war es nur noch ein berühmter Ruinenhügel.

Im 17. Jh. brachte Pietro Della Valle die ersten Keilschrifttafeln aus Babylon mit, die bald die Aufmerksamkeit zahlreicher Gelehrter hervorriefen.


Chronik der neubabylonischen Könige

Regierungszeit v.Chr. Babylonischer König
626 - 605 v.Chr. Nabopolasser
605 - 562 v.Chr. Nebukadnezar II.
562 - 560 v.Chr. Awil-Marduk (=Ewil-Merodach; begnadigte 562 Jojachin von Juda)
560 - 556 v.Chr. Nergal-Schar-Usur
556 v.Chr. Labaschi-Marduk
556 - 539 v.Chr. Nabonid
(548 - 539) v.Chr. Seit 548 ist Bel-Schar-Usur (Belsazer) Mitregent in Babylon
539 v.chr. Babylon fällt: Der Perserkönig Kyrus marschiert ungehindert in Babylon ein


Quellen

Alan Millard, Schätze aus biblischer Zeit, Giessen: Brunnen-Verlag, 1986 (vergriffen) - Mit diversen Abbildungen und Artikeln (S. 128 - 140)

Hans Einsle, Das Abenteuer der biblischen Forschung, Gütersloh: Prisma-Verlag, 1979 (vergriffen), S. 183-191

Hg. Avraham, Archäologisches Bibellexikon, Filderstadt: Hänssler-Verlag, 1991

Berliner Morgenpost vom 1.9.2005

Diverse Dokumente im Internet

"Babylon - Stadt zwischen Himmel und Erde" in »Welt und Umwelt der Bibel«, Verlag Katholische Bibelwerk, Nr. 3/2005, mit einer Reihe von sehr schönen Abbildungen

"Großer Bildführer zur Bibel" - Archäologische Funde und Entdeckungen, Giessen: Brunnen-Verlag, 4. Auflage 1992, S. 91-96 (mit schönen Abbildungen)

Tontafel belegt Bibeltext

"Weihnachten" in »Welt und Umwelt der Bibel«, Verlag Katholische Bibelwerk, Nr. 4/2007, Keilschriftdokument nennt biblische Figur, S. 59



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Ins Netz gesetzt am 1.09.2005; letzte Änderung: 10.09.2018

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